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schon zu Zweybrücken mit solchen Manipulationen den Anfang gemacht hat.

Und dürfen sich S. Churfürstl. Durchl. die bisherige Schonung ihres Lebens nur von darum erhalten glauben, weill durch solches die Herren ihre sache bey dem Nachfolger noch mehr verschlimmert werde. Sollte den Illuminaten aber der verfluchte Streich gelingen die durchlauchtigsten Prinzen von Zweybrücken zu erst aus der Welt zu schaffen können, so bittet Deponent Sr. Churfürstl. Durchl. möchten dann auf sich wohl acht haben und auch allenfahls das durchlauchtigste zweybrückische Haus warnen oder warnen zu dürfen erlauben.

Endlich zeiget Deponent unterthanigst gehorsamst an, dass in der Stadt ein Brief rollire, den er selbst gesehen (!?) die Schrift aber nicht gekannt und dessen Formalia, die Illuminaten bedanken sich, für die Entlassung des Massenhausen, die commissarrios und jene, so zu diesen prozess geholfen haben, werden schon nach und nach mit Gift aus der Welt geschafft werden; und zwar mittels eines Pulvers, welches auf einen Brief gestreuet wird, dieser Brief wird in Gegenwart eines und des andern Commissary oder andern Illuminaten Feind geöffnet und ihm die Streuh ganz künstlich in das Gesicht gebraust werden, wodurch dann der Effect erscheinen wird. Sollte aber diesem Schröcken kein Glauben beygemessen werden wollen, so möchte man es an der unbedeitenden Kreatur auf Gottes Erdboden dem Baron Mayer in der Kaufingergasse probiren.

Deponent bittet um gute Verwahrung seiner Aussage als sonst seine Sache in den Justiz-Dicasterys[1] und auch vielleicht sein Leben in grösster Gefahr stehet, beschlüsset hiermit seine Aussage und unterschreibet selbst auf nochmaliges Vorlesen eigenhändig.

Theodor von Mändl.

Der Aufbau der ganzen Angelegenheit, die allmählige Steigerung der Aussagen, die schliesslich, nachdem der Kurfürst gefangen war, sich in den nachträglichen Lügen bis zur grotesken Unverschämtheit steigern, beweisen in sich vollkommen die Absicht, den Kurfürsten in Furcht zu erhalten. War es auch Wahnsinn, so hatte es doch Methode — und Erfolg, denn alsbald begann die inquisitorische Verfolgung nach spanischem Muster.



  1. Mändl wusste, dass er dort mit seinen Lügen nicht Erfolg haben konnte.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)