Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 386.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Verläumdungen doch einmal meine Lage etwas zu erleichtern. Ich schliesse mit der ungetheilten Versicherung einer grenzenlosen Verehrung



Gotha den 26t Junius
1799.
Euer Excellenz
Unterthänigst gehorsamster
Diener
A. Weishaupt.

Von Gotha aus war Weishaupt mit seinen früheren Freunden Montgelas und Zwackh von jetzt ab stets in Verbindung. Er sandte dem Grafen öfter Schriftstücke politischen Inhaltes zu, korrespondierte über Heeres-[1] und Münzreform und erhielt die schmeichelhaftesten Anerkennungsschreiben über seine Darlegungen, nicht nur von Montgelas, sondern auch von dem damaligen Kronprinzen Ludwig.[2] Auch der Churfürst war ihm gewogen, wenn er auch seiner Zurückberufung entgegen stand. Im Jahre 1808 wurde Weishaupt zum Mitgliede der seit 1806 bestehenden Königlichen Akademie der Wissenschaften in München ernannt. Der König wollte augenscheinlich dadurch dem Sechzigjährigen eine besondere Ehrung erweisen. Das sehr gut erhaltene Diplom, enthaltend eine merkwürdige Federzeichnung des Namens Weishaupt, befindet sich jetzt im Ordensarchiv zu Dresden.

Weishaupt konnte nun eigentlich hoffen, seinen Lebensabend in Frieden und ungestört in Gotha zu vollbringen, jedoch musste er noch einmal einen Angriff erdulden, der durch Heinrich Zschokke ausgeführt wurde im Jahre 1818. — Das Gebahren und die Verdrehungen Zschokkes, die er sich in seiner Bayrischen Geschichte geleistet hat, haben wir, soweit sie den Illuminatenorden angehen, bereits in früheren Kapiteln festgestellt, es erübrigt darauf weiter einzugehen und ist hier nur noch darauf hinzuweisen, dass er erstlich Weishaupt, im Hinblick auf die geschilderte delikate Angelegenheit mit seiner damaligen Schwägerin und spätern zweiten Frau einen geweihten Wüstling nennt und sich zweitens zu der Behauptung versteigt: »Weishaupt selbst, von seinen enttäuschten Freunden verlassen, sank in Verachtung und Dürftigkeit, und der Mann, welcher sonst den Traum der Weltbeherrschung geträumt, freuete sich dankbar

  1. Originalschriften dieser Art befinden sich aus dem Nachlass Weishaupts im Archiv des Ordens zu Dresden.
  2. Beide Schreiben im Original ebenfalls im Ordensarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)