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Es heisst auch offene Türen einrennen, wenn heutzutage noch bewiesen werden soll, dass die Illuminaten nichts mit den Jacobinern gemein hatten, immerhin ist es doch nicht so ganz überflüssig, für die Zwecke dieses Werkes, den Beweis hierfür endgültig noch weiter durchzuführen, als es aus dem Bodeschen Briefe möglich ist. Letzterer liesse für verdächtigende Kombinationen noch immer Spielraum, enthält daher in sich nicht den ganz strikten Beweis von dem, was nach der Abreise der beiden Illuminaten in Paris noch geschehen ist. Es wird daher auch in alten Schriften betont, dass Bode und Busche nur den entwicklungsfähigen Samen ausgestreut haben, dann ist aber die Verbindung zwischen Illuminaten und Jacobinern noch nicht durch den Brief als falsch bewiesen.

Bode galt nun einmal als Hauptilluminat und sogar als Nachfolger Weishaupts. In der anonym und ohne Jahreszahl, etwa 1860 erschienenen Ausgabe der Briefe Schillers, herausgegeben von der Allgemeinen Deutschen Verlags-Anstalt, Berlin, befindet sich Band I. Seite 296 in einer Fussnote über Bode folgende Erklärung: »Er spielte in dem geheimen Ordenswesen der damaligen Zeit eine grosse Rolle: als Aemilius trat er in den Illuminatenorden, ward 1782 zum Illuminatus dirigens befördert und wurde nach Weishaupts Vertreibung dessen Nachfolger.« —

Für diese letzte weitgehende Behauptung existiert jedoch kein anderer Beweis, als dass Bode im regen Verkehr mit der Illuminaten-Loge in Gotha stand, die etwa 2—3 Jahre bestand, der Weishaupt selbst jedoch nicht angehörte. Bode und Koppe, Generalsuperintendent in Gotha, später in Hannover gestorben, scheinen wohl die führenden Geister für Thüringen, jedoch nicht für andere Länder gewesen zu sein. Der Verdacht, dass bei der Nähe von Weimar und Gotha und dem tatsächlichen Bestehen der Loge in letzter Stadt, Weishaupt etwa durch Bode regierte und rachsüchtig revolutionäre Pläne schmiedete, selbst bis nach Paris hin, erscheint immerhin durch die Umstände erklärlich, entbehrt jedoch jeder Grundlage. Falls eine solche Verbindung existierte und weittragende Wirkungen, wie die französische Revolution, hervorrief, so ist sicher, dass die Pariser Staats-Archive in den Schriftstücken aus jener Zeit Spuren derselben aufweisen müssten. Das ist nicht der Fall, wohl aber enthalten sie Beweise für das Gegenteil.

Die bisherigen Gesandtschaftsberichte Montezans und Chalgrins, die unter Ludwig dem XVI. ihre Tätigkeit in München ausübten,

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)