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mit Männern besetzt, die entweder wirkliche Illuminaten oder wenigstens durch den Ruf politischer oder religiöser Heterodoxie bekannt waren. Ich brachte zu München einen Abend in der Gesellschaft mehrerer dieser Jugendlehrer zu und ich hatte Mühe, mein Erstaunen über die Aeusserungen zu unterdrücken, die ich hier vernahm. Die Sittenungebundenheit der Studierenden, die von dem Geiste der Aufklärung nicht blos angeweht, sondern wirklich besessen sind, hat bereits so tief gewurzelt, dass die Bürger von Landshut noch erst vor wenigen Wochen den Churfürst baten, die Universität wieder aus ihren Mauern zu entfernen. Dieses ist auch der Fall bei allen übrigen Bildungsanstalten.

»Unter dem Militär hatte der Orden einen bedeutenden Anhang. Nur General Clérembault war in die höheren Grade initiirt. Jetzt besteht die Majorität der Lehrer an der Militärakademie aus Mitgliedern des Ordens.

»Ohne Eingeweihter zu sein, hatte der Herzog Wilhelm v. Baiern lange mit Vorliebe die Illuminaten geschützt. Man fürchtete sogar: er würde sie als Mittel zu seinen ehrgeizigen Absichten benützen. Aber ganz zog er sich zurück und jetzt steht Er an der Spitze der Minorität, die in der Stille sowohl den Illuminaten als den Patrioten entgegenarbeitet.

»An der Spitze der Polizei, die übrigens das Ideal einer schlechten Anstalt ist, ward der Director Baumgarten, ehemals ein sehr tätiges Mitglied des Ordens gestellt. Jetzt schläft er für sein Amt und seine Brüder.

»Dass die Illuminaten nähere Verbindungen in den Bisstümern des bayrischen Kreises haben, und besonders auf die General-Vikariate wirken, ist allerdings Tatsache sowie es erwiesene Tatsache ist, dass unter den Illuminaten geistlichen Standes weit mehr Gemeinsinn in Ordensangelegenheiten existirt als unter den Mitgliedern aus anderen Ständen. Allein wenigstens bis jetzt noch konnte ich unerachtet des angestrengtesten Forschens nach diesem Zweige meiner Mission keine Spur irgend eines Einflusses in die österreichischen oder anderen Reichsstaaten entdecken.

»Die Ursache dieser Isolirung liegt unstreitig in dem Mangel eines Zentralpunktes und einer planmässigen Organisation, die eigentlich seit Weishaupts Zeiten nie wieder ganz hergestellt worden war, obgleich Graf Rumford dazu sehr tätig die Hände bot. Allerdings versammeln sich die Mitglieder in verschiednen

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_434.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)