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im anstoßenden Norikumlande auftrat, alle Romanen wenigstens dem Namen nach christlich; die Verhältnisse dieser beiden Römerprovinzen waren aber ohne Zweifel einander völlig ähnlich. In diesen christlichen Zeiten der Römerherrschaft gehörte das ganze Allgäu wie die Provinz Rätia secunda wie politisch so kirchlich zum Bistume Augusta Vindelicorum, denn die Diözesaneinteilung der alten Römerzeit fiel regelmäßig mit der provinizalen des Reiches zusammen.

4. Alemannen (Schwaben) im Allgäu im Jahre 496 n. Chr.

Schon im Jahre 161 n. Chr. fielen die Chatten verheerend in diesen unseren Gau ein, dann 201 wiederum die Germanen. Im Jahre 259–271 wurde diese römische Provinz von den Alemannen (Sueben) erobert; jedoch 292 wurden dieselben in den Wertachgefilden unter Konstantius Chlorus, dem Vater des Kaisers Konstantin, zurückgeschlagen. Im Jahre 355 fielen die Alemannen wieder ein, wurden zum letztenmal durch den römischen Feldherrn Arbetio siegreich zurückgeschlagen. Nach 50 Jahren brauste der Sturm der Völkerwanderung auch über unsere Gaue hinweg. 407 gelang es zwar dem römischen Feldherrn Generidus, nochmals die gesamten römischen Donaulande für das Reich wieder zu gewinnen. Aber schlimm sah es jetzt im 5. Jahrhundert in diesen einst so blühenden Provinzen aus. Die Macht Westroms verfiel immer mehr, alljährlich brachen verheerend und zerstörend die Thüringer und Alemannen in die unglücklichen, ungeschützten Provinzen ein. Die romanische Bevölkerung auf dem flachen Land wurde erschlagen oder in Knechtschaft fortgeschleppt; der Landbau hörte auf, Wildnis trat ein. Nur an den wenigen festen Plätzen erhielten sich Überreste der romanischen Einwohnerschaft. (So schildert es die ergreifende Geschichte des hl. Severin in Noricum, und so war’s wohl auch in Rätia secunda.) Erst als Italien unter dem Ostgotenkönig Theodorich feste Verhältnisse gegründet, wurde auch die Lage dieser ehemaligen Außenprovinzen, die derselbe sofort auch seinem Reiche einverleibte, etwas besser. Er ernannte einen Servatus als „Dux Rätiae“ und legte eine Besatzung von 6000 Mann in die Clausurae Augustanae (Augsburg). Jedoch diese Provinzen waren nur mehr von den spärlichen Resten der ehemaligen romanischen Bevölkerung besetzt; daher war es ein kluger Staatsakt Theodorichs, daß er die 496 vom Frankenkönig Chlodwig zurückgeschlagenen Alemannen in seinen Schutz nahm und ihnen, die bisher am Main und Mittelrheine wohnten, den westlich des Lechs gelegenen Teil der alten Provinz Rätia secunda (unser Schwabenland jetzt) überließ; jedoch bekamen diese neuen