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Ansiedler nur die herrenlos gewordenen verödeten Ländereien; den noch vorhandenen romanischen Einwohnern ward ausdrücklich der Besitz ihres Grundes und Bodens gewahrt, und so lebten nun die Romanen und Alemannen (Schwaben) ruhig nebeneinander fort; sie behielten ihren Besitz, zahlten ihre Steuern, bedienten sich auch fortan der lateinischen Sprache oder besser einer Mundart derselben (die heute noch fortlebt im Graubündtnertale, im Grödner, Enneberger und Ampezzaner Tale Tirols in der sog. räto-romanischen Sprache). Jedoch bildeten die Romanen gegenüber den Schwaben eine verschwindende Minderheit, bewahrten aber gleichwohl mitten unter den heidnischen Schwaben ihre christliche Religion. Aber wie es allzeit noch das Los aller fremdsprachigen, nicht geschlossen sitzenden Minderheiten gewesen, so erging es auch ihnen; sie wurden allmählich von den Schwaben aufgesogen, was bereits vor der Mitte des 9. Jahrhunderts geschehen war.


5. Allgäu unter der Ostgotenherrschaft von 496–536 und Allgäu unter Fränkischer Herrschaft von 536–843.

Die ostgotische Schirmherrschaft dauerte nur einige Jahrzehnte. Als die Ostgoten in Italien vom oströmischen Kaiser Justinian selbst angegriffen wurden, blieb ihnen 536 n. Chr., um einem Rückenangriff von seiten der Franken zuvorzukommen, nichts übrig, als die Oberhoheit und Schutzherrlichkeit über die Alemannen (Schwaben) an die Franken abzutreten. Durch diese Abtretung änderte sich indessen in den inneren Verhältnissen des Schwabenlandes nichts, nur in der Person des Oberherrn trat ein Wechsel ein. Die Franken bekamen einfach jene Schirmhoheit, welche bis 536 die Ostgoten ausgeübt hatten. Von Bezahlung eines Tributes oder von vollständiger Unterwerfung der Schwaben unter die Franken war keine Rede, sie behielten vielmehr auch unter Oberherrschaft der fränkischen Könige, der Merovinger, ihr eigenes Recht, ihre eigenen Herzoge und waren diesen Frankenkönigen außer zur Heeresfolge wohl nicht weiters verpflichtet. Leider sind uns die Geschicke des Schwabenlandes im 6., 7. und 8. Jahrhundert unter den Merovingern so gut wie gar nicht bekannt. Allerdings berichten die Kemptner Chronisten im 15. und 16. Jahrhundert, daß der alemannische Herzogssproß Gottfried die völlige Unabhängigkeit seines Volkes von den Franken in einem 50jährigen Kampfe immer wieder angestrebt habe; Pipin habe ihn 683 besiegt und Kempten verwüstet; trotzdem hätten die Schwaben sich weiter gewehrt und mit ihren Bundesgenossen, den Bayern, aber eine neue blutige Niederlage erlitten