Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S014.jpg

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Kanoniker und einen Dechant – eine Nachbildung des Augsburger Domkapitels –, welche Säkularpriester sein sollten und ähnlich wie die Domkapitularen dem Chordienste in der Kirche sich widmen und ein Leben des Studiums, des Gebetes und der Betrachtung führen sollten, soweit sie nicht mit der Seelsorge zu tun hatten in Grönenbach und Umgebung. Selbstverständlich erbaute Ludwig ein entsprechendes Haus – das Kollegiatstift hat heute noch das Allianzwappen (Rotenstein-Hirnhaim) eingelassen auf der Nordseite des Pfarrhauses –, stattete das Stift reichlich aus für den Unterhalt der Kanoniker und baute auch die Pfarrkirche um durch Erweiterung, Vergrößerung und Verschönerung. Daher die dritte Kirchweihe am 5. Juli 1495 durch den Suffraganbischof und Generalvikar Johannes – damaliger Augsburger Bischof Friedrich Graf von Zoller –; sieben Altäre, davon zwei privilegierte (cfr. Kopie des Stiftsbriefes, Pfarrakten). Anno 1471 stiftete Ida, die Gemahlin des Ludwig von Rotenstein, auch eine „ewige“ Messe in hiesige Pfarrkirche, welche mitsamt dem Pfarreinkommen von Grönenbach, Teinselberg, Herbishofen und Zell an die neue Stiftung kam unio plenissima (Inkorporation). Über die Schicksale dieses Stiftes siehe unten.

Ludwig von Rotenstein und seine Gemahlin stifteten des weiteren in Grönenbach am Freitag vor „sand Jörgen tag, des heiligen Ritters, im Jahre 1479 ein Spital, darin sey und sein solle eine Anzal armer notturftiger Menschen, soviel deren die notturft ertragen und gehaben mag, und sie sollen aus ainem Hafen essen; es ist auch mein Will und Meynung, so arm bilgren oder ander fremdt arm nottürfftige Menschen in das spital kummen und begeren, daß diese allbey über nacht beherbert und ihnen in die Speis der notturfft gegeben, und wenn solche arme bilgren erkranken würden, daß selbe darinnen gepflegt werden, bis sie wieder gesund werden und weiter kummen mögen.“ (Cfr. Stiftungsbrief, Original-Pergamenturkunde im bischöfl. Archiv.) Mit diesem Spital, das zugleich Poppert oder Armenhaus war, verbanden die Stifter eine Kirche, die Spitalkirche zum hl. Geist, in welcher nach der Intention der Stifter täglich eine hl. Messe pro fundatoribus gelesen werden sollte. Das Spital wurde mit Gütern reich ausgestattet: „Mit dem Hoffgut, das man nennt den ‚Mairhoff‘, den Andres gaisser und Cönetz pucher innegehabt haben, item mit dem Hoffguet, das Hans Adam baut, item mit dem Hofguet, das der Clostermann baut, item die Schönau; ebenso zwei Gilten in Hirschdorf und Krugzell.“ Dieses Spital samt Kirche wurde im 30jährigen Kriege durch die Schweden anno 1633 niedergebrannt. Diese Spitalkirche