Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S017.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
– 17 –

Trotzdem die Stiftungen dieser frommen Edelleute, das Stift Grönenbach, Chorherren- oder Collegiatstift und die Spitalstiftung heutzutage nicht mehr bestehen, in Grönenbach bleibt ihr Andenken daselbst ein gesegnetes, und mit stiller Wehmut und heiligem, frommen Gedenken schauen die Grönenbacher, so oft sie in der ehrwürdigen Stifts- und Pfarrkirche sind, den herrlichen Grabstein im Innern der Pfarrkirche mit der Inschrift: Anno Domini 1482 am 8. tag Mai starb der edle Herr Ludwig von Rotenstein und Leostain, Ritter, Stifter dieses würdigen Stifts. Anno Domini 1501 am 15 Tags April starb die edle Frau Utta von Hürnheim, sein Hausfrau. Den Gott gnad.

Mit Ludwig von Rotenstein, dem sein Bruder Thomas kinderlos im Tode vorangegangen anno 1473, stirbt der Rotensteiner Zweig Rotenstein-Grönenbach, Rotenstein-Kalden aus. Die einzige Schwester des Ludwig und Thomas von Rotenstein, „Corona“, war nun mit Haupt von Pappenheim vermählt, und waren laut Stammbaum (Neuburger Kreisarchiv) vier Söhne da. Konrad von Pappenhaim-Rotenstein ward der Stammvater der Zweiglinie Pappenheim-Gräventhal; ein zweiter Sohn Bernhard war Domherr zu Regensburg, ein dritter Sohn Johann Domherr zu Eichstätt. Der vierte Sohn „Heinrich“ nun wurde von Ludwig von Rotenstein mit Übergehung der Rotensteinischen Verwandten vom Falken zum rechtmäßigen Erben der Lehenherrschaft Grönenbach, Rotenstein, Kalden eingesetzt, und so kommt nunmehr zur Herrschaft das Geschlecht der Pappenheimer.


10. Grönenbach unter den Pappenheimern. 1482–1611.

Zu Unrecht traten die Pappenheimer eigentlich das Erbe Ludwigs von Rotenstein an, da mit dem Tode Ludwig von Rotenstein das vom Hochstift Kempten lehenbare Erbe eigentlich an Kempten zurückgefallen war, indem die Herrschaft ein Mannslehen war und nicht in weiblicher Deszendenz übertragbar war – das Lehen war also „apert“ geworden. Hätte das Hochstift damals sein Augenmerk darauf gerichtet, wären die Pappenheimer niemals ins Erbe eingetreten und wären, menschlich gesprochen, die unglückseligen Irrungen und Wirrungen der Reformation unserem Grönenbach erspart geblieben und Grönenbach nicht religiös gespalten worden. Das natürlichste wäre beim Ableben des letzten Rotensteiners gewesen, daß nach Fug und Recht die männlichen Glieder der Rotensteiner Zweiglinie Rotenstein-Woringen-Falken in das Erbe eingetreten wären. Aber Ludwig von Rotenstein liebte diese seine Vettern, die ziemlich verarmte Adelige waren, nicht; ja er wollte ihnen sogar die Führung desselben Schildes und Namens verwehren. Der