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Falle, wenn die Rotensteiner Erben der Hinterlassenschaft Ludwigs von Rotenstein geworden wären, wären die religiösen Wirren in Grönenbach, Theinselberg und Herbishofen erspart geblieben, da die Rotensteiner katholisch geblieben und nach ihrem Aussterben wiederum das Hochstift Kempten auf das feudum apertum Hand gelegt hätte.


11. Grönenbach unter den Erbmarschallen von Pappenheim.

Diese Edlen sind eines der ältesten und angesehensten Geschlechter des ehemaligen römisch-deutschen Reiches. Sie führen die Namen Calatin-Pappenheim; ersteren von einem alten Römerkastell (Castrum Calatinum) an der Mündung des Lechflusses in die Donau (Lechsend), letzteren von ihrem Stammschloß, das schon 802 in einer Urkunde vorkommt. Mitte des 10. Jahrhunderts erhielt diese Familie das Amt eines Reichsmarschalles und wurde dasselbe von 1193 an in der Familie erblich. Calatin veränderte sich später in Kalentin, Kalden (Burg nordöstlich von Donauwörth). Marschalk oder Marschall dürfte wohl abzuleiten sein von Mähre (Pferd) und Schalk (Diener), und bedeutete etwa kaiserl. Hofstallmeister. Doch der Marschall hatte mehr als den kaiserl. Hofstall zu besorgen; es oblag ihm u. a. auch des Reiches Sturm- und Rennfahne zu tragen, bei öffentlichen Aufzügen mit dem Reichsschwert oder dem Marschallsstab dem Kaiser voranzutreten oder voranzureiten. Metzen, Streichmaß, Marschallstab waren seines Amtes Insignien. Anno 1439 teilte sich dieses Geschlecht in fünf Linien: Pappenheim-Rotenstein, Pappenheim-Graeventhal, Pappenheim-Stühlingen, Pappenheim-Treuchtlingen, Pappenheim-Aletzheim. Marschall war immer das älteste Glied der ganzen Familie ohne Rücksicht auf die Primogenitur. Zurzeit besteht nur noch die Aletzheimer Linie fort; der kath. Zweig der Aletzheimer starb 1690 aus, der wieder kath. gewordene Zweig der Aletzheimer starb 1808 aus; die noch bestehenden jetzigen Aletzheimer sind lutherischer Konfession. Das Familienwappen derer von Pappenheim cfr. pag. 20.

Ähnlich wie die Rotensteiner hat auch dieses Geschlecht der Pappenheimer bedeutende Männer hervorgebracht, die mit ihrem Wirken und Schaffen oft ausschlaggebend im Geschicke unseres Vaterlandes und unseres kleinen Heimatgaues eingriffen. So sind u. a. zu nennen: Haupt, Marschall von Pappenheim, welcher sich mit Corona von Rotenstein, der Stiefschwester des letzten Rotensteiners in Grönenbach, Ludwig von Rotenstein, Ende des 14. Jahrhunderts vermählte und dadurch der Stammvater der neuen Linie Pappenheim-Rotenstein-Grönenbach-Kalden geworden; da er aber in zweiter Ehe mit Barbara