Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S023.jpg

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Seit 1494 sehen wir nun die beiden Linien nebeneinander: erstens Pappenheim-Grönenbach und zweitens Pappenheim-Rotenstein. Das wichtigste soll von diesem Zeitraum an in bezug auf diese beiden Herrschaften im nachfolgenden berichtet werden.


12. Grönenbach im Bauernkriege 1525.

Wie schon bemerkt, hatten die freien Städte in Schwaben, die Landadeligen, Klöster und Stifte unter sich 1488 den schwäbischen Bund aufgerichtet zur Erhaltung des Landfriedens, wohl aber auch zur Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Rechte, Güter und Renten. Schon Ende des 15. Jahrhunderts machte sich nun auch unter den Bauern, die mit verschwindenden Ausnahmen Hörige, Leibeigene, zinspflichtige Untertanen der Adeligen, der Klöster und Stifte und freien Reichsstädte waren, ein Geist bemerkbar, der im Zusammenschluß der gedrückten Bauernschaft in der Befreiung von ihren oft harten Lasten sein Ideal erschaute; so in den Vereinen „Der arme Konrad“, „Der Bundschuh“. Dazu kamen die neuen revolutionären Ideen in der sog. Renaissanceperiode, und nicht zu allerletzt die sog. religiösen Neuerungen eines Dr. Martin Luther und seiner Gesinnungsgenossen; die Menge der Schriften der Neuerer, in welchen das Papsttum, die Bischöfe, die Orden, der Klerus der Kirche angegriffen und lächerlich gemacht wurden, in welchen von der evangelischen Freiheit des Christenmenschen geredet, zum Abfall von der Kirche gemahnt, von der Wertlosigkeit der guten Werke gesprochen, worinnen in oft recht leidenschaftlicher und leicht mißzudeutender Form aufgefordert wurde zum Ungehorsam, zur Abschüttelung des Joches, waren nicht dazu angetan, den Gährstoff und die vorhandene Unzufriedenheit zu bannen und zu dämmen; eher das Gegenteil war der Fall. Darum sehen wir auch an der Spitze dieser nunmehr auftretenden revoltierenden Bauernhaufen meistteils abgefallene kath. Geistliche; so den Pfarrer Wehe von Leipheim, so den Pfarrer Florian von Aichstetten, so Thomas Münzer etc. Darum sehen wir auch, daß die Bauernhaufen in ihren sog. zwölf Bauernartikeln immer das „neue Evangelium“ im Munde führen und Freiheit auf kirchlichem und Freiheit auf politischem Gebiete kunterbunt vermengen; daher auch die Erscheinung, daß die revoltierenden Bauern neben den Burgen der Adeligen es großteils auch auf die Klöster abgesehen hatten und die schamlosesten Kirchenräubereien, Sakrilegien gegen die kath. Gotteshäuser unternahmen. Der aus der Schweiz nach Memmingen zu St. Martin zugezogene Prädikant Schappeler und der abgefallene ehemalige Kartäusermönch Sympert Schenk aus der ehemaligen