Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S107.jpg

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geworden zwischen Katholiken und Reformierten und hoffentlich auch immer eine Zeit des Friedens bleiben wird, indem die Konfessionen schiedlich-friedlich nebeneinander ihrem religiösen Exerzitium nachleben – die einen unbehelligt von den anderen.


28. Wiederaufnahme der Geschichte Grönenbachs nach Einführung
der Reformation; Aussterben der Pappenheimer in der Herrschaft
Grönenbach, Auftreten der Fugger 1613.

Mit Alexander II., „Marschall von Pappenheim uff Grönenbach und Hezlinshofen“, † 1612, der ein treuer Anhänger der katholischen Religion und Beschützer des Stifts Grönenbach und ein „alt löblich Regent“ war, wie ihn ein Chronist Grönenbachs, Pfarrer Hertrich, nannte, war der Mannstamm der Pappenheimer – Grönenbacher Linie – erloschen, da sein Sohn Joachim schon vor seinem Vater ohne Deszendenz starb. Dieser Grönenbacher Teil des rotensteinischen Lehens, das ein feudum masculinum[1] und nach Kempten zuständig war, fiel also von Rechts wegen nach Alexander II. Tod ans Hochstift Kempten zurück. Aber Alexander II. hatte eine Tochter, Anna Marschallin von Pappenheim, hinterlassen und dieselbe zu seiner Universalerbin „testamentarisch“ eingesetzt und zum Testamentsexekutor den Fürstabt von Kempten erbeten, der seine eigenen Ansprüche auf dieses heimgefallene Teillehen übersah und das Testament Alexanders II. ratifizierte und das Erbrecht Annas von Pappenheim anerkannte. Diese „Anna“, Erbtochter, hatte sich noch bei Lebzeiten ihres Vaters, 1611, mit dem Grafen Philipp von Rechberg vermählt, und als dieser bald nach der Verheiratung ohne Nachkommenschaft starb, vermählte sie sich 1612 zum zweiten Male mit Genehmigung des Fürstabtes von Kempten mit Ott Heinrich Fugger, Grafen von Kirchberg-Weißenhorn, und vermachte bei ihrem Tode, da auch aus dieser Ehe keine Nachkommenschaft hervorging, all ihre Rechte und Besitzungen testamentarisch voll und ganz ihrem Witwergemahle, Ott Heinrich Fugger, und so wurde Anna von Pappenheim-Rechberg-Fugger seitens der Fugger Kirchberg-Weißenhorn als ihre Ahn- und Stamm-Mutter gehalten und geehrt für ihre Allgäuischen Besitzungen. Ott Heinrich Fugger war zum zweiten Male vermählt mit Elisabeth, geborene Truchsessin, Gräfin von Waldburg-Zeil, und erzeugte 21 Kinder laut Fuggergeschichte von Stauber. Für Grönenbach kommen nur drei Söhne aus


  1. Feudum masculinum ist ein Lehen, nur im Mannstamm erblich, im Gegensatz zu feudum femininum; letzteres auch erblich in weiblicher Deszendenz.