Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S137.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
– 137 –

in Memmingen und Umgebung war die Lebensmittelnot fürchterlich; in manchen Dörfern machten die Leute aus Gsod ein Mehl, aßen grünes Kraut, Pfifferlinge, Wurzeln – Selbstmorde wurden auffallend häufig. 1628 griff infolge der Unterernährung und schlechten Ernährung der Bevölkerung die Pest und das „allgemeine Sterbend“ um sich.

Im Pfarrarchiv hier findet sich ein Catalogus derjenigen Personen, „so anno 1628 vom 19. Septembris biß auf Weihnächten an der laidigen Krankheit pestis in der Pfahrr Grönenbach mit Todt abgegangen seind. Erstlich zue Seeveld obyt peste Catharina Greiterin und Zwey Kinder. Gornhofen: Anna Heumerin, Elisabetha Notzin und 6 Kind, Maria Schmeltzin, Hainrich Weiß, Hans Weiß, Ursula Höltzlerin, 4 Kinder; Straiffen: Michael Weiß und 3 Kinder; Grönenbach: Jacob Greytter, Anna Bamännin, Anna Pfannenstilin, Bartle Landerer, Georg Prestlin, Anna Weidlerin, Dionysius Weidlin, Hans Weckherlin, Anna Henkhlerin, Hanß Frey, Ancilla, 2 Kinder, Jacob Gurzell, Barbara Glästin, 1 Kind, Barbara Fehlerin; Thall: Hans Notz, Hans Notz Jung, Ursula Hölzin, Barbara Metzin, 2 Kinder, 2 Arme; Schwenden: Katharina Reuchin, Michael Petterich, Georg Petterich, Anna und Barbara Petterichin, 7 Kinder; Rappoltz: Barbara Wiedemännin, Ursula Mairin, Anna Reutlerin, 6 Arme und Kinder; Herbisried: Balthus Benner, Michael Diepolder, 1 Kind; Hueb: Kaspar Diepolder, Elisabeth Öxlerin, 3 Kinder; Mainschwenden: Anna Wangnerin, Maria Rüedlin, 1 Armer; Ziegelberg: Michael Petterich, Maria Fischerin, Agath Mairin, 1 Kind; Ittelspurg: Hans Greiter, 1 Kind. Also seind innerhalb obbemelter Zeit und Jar Catholische personen Jung und Alt in hiesiger Pfarr an der laidige Krankhait pestis durch den Todt hingenommen worden in summa 86 Personen.“

Anno 1630 war der Kaiserliche Generalissimus, der Friedländer Wallenstein, in Memmingen und zwar 16 Wochen lang; allda ereilte ihn auch sein erstes Entlassungs- und Absetzungsdekret. Anno 1632 kamen, wie bereits oben gemeldet, die Schweden in unsere Gegend; auffallend milde waren dieselben in Memmingen und den umliegenden lutherisch gewordenen, zu Memmingen gehörigen Ortschaften; barbarisch dagegen hausten dieselben im angrenzenden Ottobeurer und Kempter Land und in dem ostwärts liegenden Altbayern. Im Intelligenzblatt 1814, pag. 860, findet sich folgender Eintrag: „Im Jahre des H. 1632 zur Osterzeit eroberte der Schweden König Schwaben und verwüstete es während 3 er Jahre und entblößte und beraubte es von allen beweglichen und unbeweglichen Gütern und Werten; kaum der dritte Teil der Bevölkerung blieb am Leben, überall wütete die Pest;