Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S138.jpg

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sehr viele starben des Hungertodes, andere wieder an der Pest. Die Hungersnot wuchs derart, daß man für ein Mäßlein Dünkel und Weizenmehl 5 fl. bezalte; in Immestedten, nahe bei Kirchheim, tötete eine Frau nacheinander ihre 6 Kinder und verzehrte sie; ein Weib und ihre Kinder verzehrten den gestorbenen Gatten und Vater.“

Die schwedischen Soldaten verübten die größten Grausamkeiten, wo sie erschienen. Besonderen Haß hegten sie gegen die Klöster und gegen die katholischen Geistlichen; die bittersten Klagen sind aufgezeichnet, wie vandalisch sie gegen das gefürstete Stiftskloster in Kempten, gegen das Benediktinerkloster Ottobeuren, Wiblingen, Ursberg, Elchingen vorgingen; das Kloster Irsee wurde fünfmal von ihnen radikal ausgeraubt und ausgeplündert. Die katholischen Pfarrer auf dem Flachlande wurden von ihnen unmenschlich behandelt, bis ihre Pfarrkinder dieselben durch schweres Geld frei kauften; ja mehrere Landgeistliche haben die Schweden erschlagen, so 1632 den Pfarrer zu Reicholzried und den Pfarrherrn zu Krugzell, 1633 den Pfarrherrn zu Hopferbach; der Pfarrherr zu Stötten am Auerberg mußte sich einen vollen Tag im Wasser bis zum Kopfe steckend im Schilfe des damaligen dortigen Sees verborgen halten; der Pfarrherr zu Oberstdorf hatte sich im Kirchturme vor der verfolgenden schwedischen Soldateska gesichert und versteckt und mußte Todesqual und Todesangst ausstehen, als die Unholde auch den Kirchturm in Brand steckten. Andere Pfarrherren, wie jene zu Dietmannsried, Probstried, Woringen (katholische Pfarrei neben der lutherischen bis 1803), Egg, Untrasried, Obergünzburg, Ebersbach, Grönenbach, retteten ihr Leben nur dadurch, daß sie sich in die Wälder und Höhlen flüchteten oder das Land verließen; so der Grönenbacher Pfarrherr und Dekan Georgius Fischer, Ottoburanus (gebürtiger Ottobeurer), von dem es heißt in den Pfarrbüchern hier: „Hic per aliquot annos abfuit Frisingae exul commoratus.“[1] Umgekehrt mußten auch wieder die evangelisch-lutherischen Prädikanten und Pfarrer, besonders in der Umgegend von Memmingen, manche Unbilden seitens der kaiserlichen Truppen ausstehen, die aber nicht im entferntesten heranreichen, was die wilden Schweden für Gräuel und Frevel verübten. Nicht bloß gegen Klöster und Geistlichkeit verfuhren die rohen Schwedenscharen voll Willkür und Frevel, sondern auch gegenüber dem gewöhnlichen Landvolke.

Laut handschriftlicher Aufzeichnung des Pfarrers von Egg an der Günz übertraf nichts die unmenschliche Weise, womit die Schweden


  1. Dieser war während einiger Jahre abwesend, als Flüchtling in Freising weilend.