Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S168.jpg

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den bewußten motum verursachet, anstatt dessen aber ist nunmehr der vorher oberhalb des Epitaphii gehangene und gleichfalls weggethan gewesene hölzerne große Schild mit der Umbschrift außerhalb gedachter Saulen an die Hauptmauer aufgehenkt und an der Malerei auch Faßung in Gold, suis wie Dechandt vorgibt sumptibus[1] renoviert worden, womit sich nun die ehevorige Ahndung bisher verloren. Sonsten ist das Collegiathaus, so H. Dechandt und Canonici bewohnen, ganz wol, bequemb und also gebaut, daß für ihn und noch 6 Chorherren auch iedem besonder, da man soviel aufstellen wollte, genügsambe ehrbar Wohnung neben einem Orth pro communi refectorio u. der s. g. Ritterstuben auch Unterkommen for die Dienstbotten vorhanden. Stehet auch intra septa und des Stifftseingang eine separate Wohnung, die Canzley genannt, in welcher die Schaffner die acta reponiert, auch die ambtliche Verrichtungen, hierzu auch alleinig die Schlüssel gehabt. Diejenige Behausung aber, so der jüngst abkommene Schaffner wirklich bewohnt hat, ist außerhalb und wie mir hinterbracht worden ehevor desselben eigentümblich gewesen, so er folgendts dem Collegiatstifft zu kauffen gegeben, ohnwissend, ob und wie der pappenheimbische und Fugger’sche Consensus erfolgt. … Die Collegiatkirche, worein man aus der Stifftsbehausung mittelst eines gedeckten Ganges (Stiftsgang) gehet, stehet auf einem erhöhten Hügel, das Fugger’sche große Schloß und Garten außerhalb des Dorfes auf einem ziemblich hohen Berg, hiegegen das gewesene pappenheimbische Schloß in dem Dorffe, in welchem sich auch das von Ludwig von Rotenstein, fundatore Collegiatae, gestifftete Spital befindet, hingegen die daran gehenkte Kirchen ganz profanirt und ohne Fenster befindet; das calvinische, nach dem Friedensschluß neu erbaute Predighaus, ist gleichfalls inner dem Etter doch ohne Thurm.“

Als im Jahre 1692 der eine Teil (rotensteinische) des Lehens wieder an die gefürstete Abtei zurückgekauft worden war unter Fürstabt Rupert von Bodmann, begann für das Grönenbacher Stift eine lange, lange Kampfeszeit. Großartig und vielversprechend war zwar die Besitzergreifung durch den Fürstabt Rupert; im Neub. Kreisarchiv ist darüber folgender Bericht: „Den 1. Jänner Vormittag umb 11 Uhr geschah der Aufbruch des Fürstabtes von seiner Residenz Kempten nach Grönenbach. Die völlige Suite bestand ungefähr in 100 Pferdten und 3 mit sechs Pferdten bespannten Caroßen; in der vornemblichsten, welche ganz mit roth Sammet ausgemacht mit seiden und goldt vermengten


  1. Auf eigene Unkosten.