Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S180.jpg

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Collegiatstiftung auf den Stand einer einfachen Landkirche zurückzuführen, so daß also dieses Collegiatstift in statu quô nunc est, in perpetua tempora belassen werde. Der Bischof von Augsburg erhielt das Recht, einen Canonicus im Grönenbacher Stift zu präsentieren, iedoch so, daß allemal auf einen Stifft Kempt’schen Titulanten gnädigste Rücksicht genommen werde. Weilen aber die dermaligen zween Canonici respective müssig dasitzen und dem Decano und parocho in cura animarum auszuhelfen nicht verbunden sind, so soll im Falle des Todes oder Resignation des derzeitigen Decanes ihnen die Aushilfe in cura animarum quoad totam extensionem aufgetragen werden. Dafür mußte aber der Dechant aus seinen pfärrlich bisher reichlich bezogenen Einkünften jedem dieser Kanoniker jährlich 50 fl. zulegen. Zudem soll jedem Canonicus sein bisheriges Salair 250 fl., das bisher Gnadensache (ex gratia principis seit 1692 resp. 1695) aus der fürstl. Hofkammer Kempten pro vera et irrevocabili Congrua iedem gnädigst assignirt werden. Die Canoniker mußten kraft neuester bischöfl. Confirmation mit ihrem Dechant auch fernerhin nicht nur die Mette und Vesper wie bisher entrichten im Chore, sondern sollten auch eine Collegiatmeß zu halten verbunden sein. Nichtweniger sollen besagte Canoniker einem jeweiligen Dechant und Pfarrer subordinirt verbleiben; dieser aber eine discrete Direction führen und zu keinen billigen Klagen Anlaß geben. Das Stift Kempten wird auch die alt gestifteten Jahrtäg wieder resuscitiren und die davon abfallenden Stipendia der Collegiatkirche hinüberlassen, doch in solchem Abmaß, daß dieselben von einem Decano und Canonicis in gleichen Theilen sollen bezogen werden.“


3. Säkularisation des Kollegiatstifts anno 1803.

Diese gleichsam zweite Gründung des Kollegiatstifts Grönenbach 1784 sollte, so hoffte man wohl damals allseits, der Anfang und Ausgangspunkt einer neuen, blühenden, segensreichen Zukunft werden fürs Stift und die Pfarrgemeinde. Aber der Mensch denkt und plant, und die Zukunft zerreißt und zerstört alle Hoffnungen und Pläne; so auch hier. Die französische Revolution und der geniale Napoleon hatten in dem gemächlichen Europa eine Erschütterung hervorgebracht, wie seit den Tagen der Völkerwanderung nie gewesen. Am 17. Oktober 1797 wurde in dem kleinen Dorfe Campoformio in der Provinz Udine ein Friedensvertrag abgeschlossen zwischen Österreich und Frankreich. Österreich lag erschöpft danieder; seine Bemühungen, die Ehre und Interessen des hl. römischen deutschen Reiches zu schützen, waren