Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S250.jpg

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daß der Turm und der Nordteil des Schlosses den Berg herabkollerte. Aus den Trümmern wurde das jetzige Ökonomie- und Wohnhaus der Döringschen Familie erbaut, und nur mehr klägliche Trümmer und mit Gestrüpp überwucherte Teilreste zeigen die Stätte, wo einst das edle Geschlecht der Rotensteiner und der Pappenheimer Jahrhunderte lang gehaust.


23. Das Schloß Grönenbach.

Das obere, auch hohe Schloß von Grönenbach, im Gegensatz zum unteren, im Marktflecken stehende Schlößchen, ist um einen gewaltigen Nagelfluhfelsen herumgebaut, der bis ins dritte Stockwerk hinauf und hineinragt und eingebaut ist und der auch die Ursache ist von der ganz eigenartigen und eigentümlichen Bauart dieses Schlosses. Das Schloß ist mit einem tiefen Wallgraben ringsum umgürtet, der eine Berennung und Bestürmung wesentlich erschwerte; die Bauzeit ist unbekannt, fällt aber mutmaßlich in die Mitte oder ans Ende des 14. Jahrhunderts. Eine Erweiterung des Schlosses, der sogen. Fuggeranbau, erfolgte unter Paul Fugger zirka 1690. Ebenso erweiterte das Schloß der Fürstabt Rupert von Bodmann, der 1695 die Grönenbacher Herrschaft wieder von den Grafen Fugger Kirchberg-Weißenhorn durch Rückkauf um 100 000 fl. an sich gebracht hatte, durch Anbau im Süden. Bewohner dieses Schlosses waren von 1384 an die Edlen v. Rotenstein, dann deren Rechtsnachfolger, die Grafen von Pappenheim und deren Rechtsnachfolger, die Grafen von Fugger. Im Bauernkriege 1525 wurde das Grönenbacher Schloß vom Grönenbacher Haufen belagert. Im dreißigjährigen Kriege 1632 wurde das Schloß erstürmt und geplündert, seiner Armatur von 4 Kanonen beraubt, welche die Schweden nach Memmingen verschleppten.

Im Schlosse ist eine Kapelle eingebaut, welche auch P. Khamm in seiner Hierarchia Augustana bei Abhandlung über das Kollegiatstift Grönenbach erwähnt. Im Besitze der kath. Kirchenstiftung hier ist ein Ziborium (Speisekelch), welches aus dem Jahr 1656 stammt, mit dem Alliancewappen „Pappenheim-Fugger“, jedenfalls eine Weihegabe des Bonaventura v. Fugger, eines Sohnes des Ott Heinrich Fugger, oder von dessen Mutter Maria Elisabeth, Gräfin v. Waldburg-Zeil, zur Erinnerung an die Fugger’sche Ahnfrau Anna von Pappenheim, die in erster kinderloser Ehe mit Philipp v. Rechberg und Hohenrechberg und in zweiter kinderloser Ehe mit Ott Heinrich Grafen v. Fugger vermählt war; vielleicht war dieser Speisekelch in der Schloßkapelle gebraucht worden und wurde vor der Säkularisation in die Pfarrkirche gerettet, da ja damals die Kapelle exsekriert und in einen s. v. v. Pferdestall