Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S257.jpg

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wechselte es vielmals die Besitzer, z. B. ist es Wohnung eines praktischen Arztes. Inschrift mit Pappenheimer Wappenschild:

„Als man zählet 1653 Jahr, dieses Haus zu Lieb aufgebauet war
Junkfrau „Walburg“ Marschallin zu Pappenheim
Durch ihre Vettern, die vier Brüder, insgemein,
Conrad, Wolf, Christof, Philippen, die Gott vor Unglück wöll beschützen.“


27. Rechberg.

Der Rechberger Hof, ein stattliches Bauerngut, liegt nächst Rotenstein hinter einem Hügel, „Kapf“ genannt, nahe an der Iller mit dem berühmten Aussichtspunkte „Rotkreuz“. Wohl geht das Gerücht, auf diesem Kapf (caput) sei einst ein Schloß der Edlen von Rechberg gestanden, eine Raubritterburg, die die Landstraße und Flußstraße der Iller vollständig beherrschte. Die Situation des Hügels, die scheinbaren Erdwerke und künstlichen Wälle, die den Kapf umziehen, weisen wohl darauf hin, daß dieser Punkt einstmals als Befestigungspunkt eine Rolle gespielt; vielleicht sind es Befestigungsanlagen aus keltischer Zeit, vielleicht ist es ein Trümmerfeld einer zerstörten Raubritterfeste, zerstört in den Zeiten der Städtekriege; vielleicht sind es Schanzen, die im Bauernkriege oder im Schwedenkriege oder in den späteren Franzosenkriegen aufgeworfen wurden. Die vorhandenen Akten besagen nichts von einem Schlosse der Edlen von Rechberg auf dem Kapf bei Rotenstein. Die Edlen von Rechberg waren allerdings in früheren Zeiten in Grönenbach und Umgegend begütert und mag der Rechberger Hof einstmals Eigentum derer von Rechberg gewesen sein und den Namen bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Auch ein sog. hinterer Rechberg existierte früher (1616–1627 Einträge von Taufen in den Pfarrakten); es war dies ein kleinerer Hof, der in den Jahren 1820–1830 abgebrochen wurde. Dieses Anwesen lag eine Viertel- oder eine halbe Stunde weit weg vom Rechberger Hof hart an der Iller stromabwärts gegen Oberbinnwang zu. Als Besitzer vom Rechberg erscheinen von 1616 ab Georgius Neß, Martinus Hochenegger, Johannes Bülgger, Johannes Spatz, Johannes Frey und Georgius Heckelmiller vom hinteren Rechberg.


28. Das Bad Clevers (Kläffers) oder Cläfferer Bad.

Die meisten Ortschaften hatten im Mittelalter ihre eigenen „Gemeindebadstuben“; alle Samstag ging man ins Bad in die Gemeindebadestube, und die männlichen Badgäste ließen sich dann vielfach noch vom Gemeindebader, der zugleich meist auch Rasierer war, den Bart abnehmen, und dann ging’s ins Wirtshaus; ja, mancher Bauer hatte