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der verbündeten Armeen und mit der ihnen folgenden großen französischen Armee, die Schrecken des Krieges auch der hiesigen Gegend sich näherten. Der mehrere Tage nach einander aus der Ferne gehörte Kanonendonner wurde immer deutlicher vernommen; besonders am 12. Mai, wo man den Himmel vom Brande des unglücklichen Bischofswerda geröthet sah. – Schon sehr erschöpft durch die vom Landescommissariat ausgeschriebenen Lieferungen für die Magazine erfolgten nun, da die allgemeine Verpflegung aus Magazinen dennoch nicht möglich war, von jeder einzelnen Abtheilung, bald Russen, bald Preußen, eine Requisition nach der andern. Oft war kaum mit Mühe und Noth die eine Parthei befriedigt, so erschien schon, mitunter an demselben Tage, eine zweite und dritte. Bei den vielen Fuhren zu Militairtransporten ging übrigens auch der größte Theil des Zugviehes und viele Wagen verloren. Von einer Kosakenabtheilung wurde ein Getraideboden auf dem herrschaftlichen Hofe gewaltsam geöffnet und ein ansehnlicher Vorrath von Hafer weggenommen. Endlich erlangten Berthelsdorf, Hennersdorf und Oberrennersdorf einen vom russischen Generaladjutanten Fürsten Wolkonsky ausgefertigten Schutzbrief. Auch kamen auf kurze Zeit einige Mann Preußen als Salvegarden hierher.

Am 20. Mai hörte man den furchtbaren Kanonendonner der Schlacht bei Bautzen. Immer näher kam der Donner der Geschütze, brennende Dörfer rötheten des Nachts den Himmel und bezeichneten die Gegend, deren Schicksal Verheerung war; Alles war mit den bängsten Erwartungen erfüllt. Den 22. kamen Flüchtlinge aus der Löbauer Gegend und zogen schaarenweise nach Zittau und Böhmen. Nachmittags erschienen fünfzehnhundert Kosaken und Uhlanen und lagerten sich auf den Wiesen zwischen Herrnhut und Berthelsdorf. Es folgte eine schauerliche Nacht; Kanonendonner, Gewitter ringsum, Feuerzeichen und Wachtfeuer. Am 23. Mai mußte der Kriegsunruhen wegen der Gottesdienst ausgesetzt werden; zwanzig Zimmerleute und Arbeiter mußten nach Görlitz, erstere zum Bau der Brücke, die auf dem Rückzuge der Russen und Preußen angezündet worden war, letztere zum Begraben der Todten. Am 24. Abends Abmarsch der Russen. –

Ein Waffenstillstand vom 4. Juni bis 10. August beendete

Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)