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sie mußten mit Lebensmitteln und Fourage versorgt werden[1]. Außerdem lagerten auf der Wiese, bei den Unitätshäusern, Kosaken und Kalmücken mit dreißig bis vierzig Wagen. Abends acht Uhr brachen die Russen plötzlich auf und rückten gegen Löbau vor, kamen aber noch in derselben Nacht zurück. Von Reichenbach her hörte man Kanonendonner. Einzelne Kosaken streiften am 5. in der Gegend umher. Ein ziemlich starkes Picket stand den ganzen Nachmittag unweit der Windmühle, von welchem die Einwohner des Niederdorfes durch gewaltsame Erpressungen nicht wenig geängstigt wurden. In der Gegend des Hutberges beständiges Plänkeln mit den nachrückenden Polen; auch am 8. Mittags Gefecht daselbst; ein Pole blieb, auf beiden Seiten Verwundete; die Polen zogen sich wieder zurück. Das russische Corps unter General Joseffowitsch drängte am 8. und 9. die Polen unter beständigem Gefecht bis gegen Ottenhain, wo ihnen das Langeronsche Corps von Bernstadt aus in den Rücken kam und siebzehn Häuser in Ebersdorf in Flammen aufgingen. Fürchterliche Kanonade. – Vor dem Abzuge der Russen wurde noch am 9. Vormittags auf dem hiesigen Hofe eine große Quantität Heu mit Gewalt weggenommen.

Am 10. September kam das Hauptquartier Blüchers nach Herrnhut, er kam mit dem Generalstabe und sechshundert Russen durch Berthelsdorf und verweilte bis zum 15. in Herrnhut. Am 16. September wurden auf dem herrschaftlichen Hofe einhundertsechzig gefangene Franzosen mit sechs Offizieren unter russischer Bedeckung über Nacht einquartiert. Die französischen Offiziere erregten Abends im Schlosse einige Unruhe. Von den zu einem beträchtlichen russischen Wagenzuge gehörenden Knechten und Pferden wurde am 17. eine Abtheilung hierher gelegt. Am 21. Einquartierung russischer Cavallerie.

Da der Verkehr mit den Russen gewöhnlich wegen Unkunde


  1. 1824 wurde man lebhaft an jene Zeit, wo die Russen hier ihr Lager hatten, erinnert, als man am Morgen des 3. August auf dem Acker neben der Allee eine kesselartige Vertiefung ausgegraben sah. An den Wurzeln der nahestehenden Linde entdeckte man noch die Spuren alter Beschädigungen. Vermuthlich hatte man in dieser Nacht, damals – 1813 – vergrabenes Geld oder andere Kostbarkeiten abgeholt. In derselben Nacht soll auch bei der nicht weit davon befindlichen Ziegelscheune ein Wagen mit Leuten gehalten haben.
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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)