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Als Jahre der Theuerung finden sich folgende Jahre aufgezeichnet: 1362, wo in Zittau das Korn nach jetziger Rechnung auf 5 Thaler 10 Neugroschen zu stehen kam. 1380, 1407, wegen Sommerkälte, 1416, wo man zu Eicheln und Wurzeln seine Zuflucht nehmen mußte, 1434 wegen Nässe und des Hussitenkrieges, 1529 bis 1535, 1538, 1540 bis 1541, wo der Scheffel schlesisches Korn 2 Thaler 10 Groschen (ein damals sehr hoher Preis) galt; nach der Ernte fiel er auf 8 Groschen. Ebenso waren 1570 bis 1572, 1584 bis 1585, wo es in dem hiesigen Schöppenbuche mehrmals heißt: Der Besitzer „sei durch die Theuerung herabgekommen“, und 1593 bis 1600 hohe Kornpreise; in Bautzen wurde der Scheffel mit 3 Thaler 12 Groschen verkauft. Die Theuerung hatte viele Krankheiten und Sterbefälle zur Folge. 1616 und 1617 waren wieder theure Jahre wegen der Dürre zweier Sommer, wo große Noth herrschte, die Armen Kleienbrot, gekochte Nesseln, Gras, ja sogar klein geschnittenes Stroh zum Theil essen mußten und daher vielfach erkrankten. Eine gesegnete Ernte machte der Noth ein Ende. In den ersten Jahren des 30jährigen Krieges, 1620 bis 1622, stieg der Preis des Scheffels Korn in Folge des schlechten Geldes auf 20 Thaler (Ein Ducaten war 22 bis 24 schlechte Thaler werth). 1630 verursachte ein nasser Sommer Theuerung; wegen des immerwährenden Regenwetters konnte man das Getraide erst um Martini einbringen. Auch 1639, 1662, 1692, 1720 und 1745 kam der Scheffel Korn 5 bis 7 Thaler. Hoch kamen die Getraidepreise ferner im siebenjahrigen Kriege; 1762 z. B. 9½ Thaler. Schrecklich wurde die Noth 1770 bis 1772 auch in Berthelsdorf, trotz der bedeutenden Vorschüsse der hiesigen Ortsherrschaft. Zwei nasse Sommer hatten Mißernten zur Folge, das Getraide faulte von stetem Regen auf dem Felde, der Scheffel Korn stieg bis 10 Thaler, es mangelte am Verdienst, kniefällig baten die Armen, von denen Viele aus Hunger starben, um Brot; 66000 sollen damals aus Mangel an gesunden Nahrungsmitteln in Sachsen umgekommen sein. 1804 und 1805 entstand wieder Theuerung und obwohl diesmal die Getraidepreise gar auf 18 bis 20 Thaler stiegen, so wurde die Noth in Sachsen doch nicht so groß als 1772, weil Seiten der Regierung viel russisches Korn herbeigeschafft wurde und der Verdienst nicht so mangelte. Auch 1816

Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)