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fehlen alle näheren Nachrichten. Als gewiß ist jedenfalls anzunehmen, daß in den Jahren 1496, 1568 (im Löbauer Kirchspiel starben damals allein elfhundert Personen) 1583 bis 1584, 1599, 1625, 1680, wo die Pest in der ganzen Gegend – 1583 und 1599 auch im benachbarten Kemnitz[1] – wüthete und z. B. Strawalde fast ganz ausgestorben sein soll, auch Berthelsdorf nicht verschont geblieben sein wird. Der Sage nach sollen in der Nähe des Kirchbauergutes, sowie des damaligen Wiedemuthshauses und auch beim Oberhofe Pesthütten gestanden haben und die an der Pest Verstorbenen dort in großen Gruben beerdigt worden sein.

Von andern ansteckenden Krankheiten sind nur einige Ruhr- und Blatterepidemien anzuführen.

1781 starben dreiundvierzig und 1837 fünfundzwanzig Personen an der Ruhr. Von Blatternepidemien, die gewiß früher oft gewüthet haben werden, sind nur zwei bekannt: 1800, wo zweiundvierzig, und 1842, wo von zweihundert erkrankten Kindern dreizehn starben. 1831 und 1832, wo die Cholera sich in ähnlicher Weise, wie früher die Pest, verheerend fast über ganz Europa verbreitete, jedoch Sachsen verschont wurde, wurden auch in Berthelsdorf Vorkehrungen getroffen. Ebenso blieb auch 1850, wo diese gefährliche Krankheit im nahen Zittau und dessen Umgegend viele Opfer forderte, unser Ort verschont.

Erwähnung verdient noch eine Viehseuche, welche auf hiesigem Mittelhofe 1813 durch eine zur russischen Armee gehörige Viehheerde, welche zwei Tage dort verweilt hatte, im September zum Ausbruche kam. Der Hof wurde gesperrt, durch den damaligen österreichischen Platzcommandanten von Zittau mit Wache besetzt und dadurch weitere Verbreitung gehindert. Bis zum 7. November, wo die Absperrung aufhörte, erkrankten von dreiundachtzig Stück Rindvieh dreiundsiebzig, von denen einundfünfzig ein Opfer der Seuche wurden. Eine gleiche Gefahr drohte 1829, als im November im angrenzenden Ruppersdorf die Rindviehpest ausbrach. Vom 17. November 1829 bis zum 6. Januar 1830 wurden Tag und Nacht Wachtposten aufgestellt und obwohl dies bei dem damaligen strengen Winter für die


  1. Oberl. Kirchengallerie, pag. 204.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)