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Eifer baute Reichwaldt von Kämpfen auf den wüsten Bauergütern wieder Wohn- und Wirthschaftsgebäude; an einem Tage, den 30. November 1660, besetzte er zehn Bauergüter mit Wirthen[1]. Er erleichterte außerdem die drückenden Frohndienste, legte ein Schöppen- und ein Waisenbuch an, suchte das Kirchenvermögen zu ordnen, welches, da seit dreißig Jahren keine Rechnung abgelegt worden war, sehr gelitten hatte. Kurz, er suchte auf jede Weise die bestehende Unordnung zu beseitigen.

Ein Mann von solchen Verdiensten, wie Reichwaldt von Kämpfen, der, obwohl von niederer Herkunft, doch durch seine Heldenthaten im dreißigjährigen Kriege sich emporschwang und eine geschichtliche Bedeutung erlangte, verdient es, daß wir seiner ausführlicher gedenken[2].

Johann Reichwaldt von Kämpfen wurde 1609 den 9. November zu Semcaden in Litthauen geboren. Sein Vater, Daniel Reichwaldt, starb 1616, als Johann Reichwaldt kaum sieben Jahre alt war. 1627, wo der Krieg zwischen Schweden und Polen wieder begann, ging der achtzehnjährige Reichwaldt in schwedische Kriegsdienste, welche er aber schon 1628 wieder aufgab, um über Amsterdam nach Ostindien zu reisen. In Amsterdam angekommen, änderte er jedoch seinen Vorsatz und entschloß sich nach England und von da nach Frankreich zu schiffen. Eine Meile von Rochelle landete das Schiff an der Insel de Ré. Hier hatten die Engländer und Franzosen einige Tage vorher ein blutiges Treffen gehabt und Reichwaldt besah sich in einem Weinberge die noch daliegenden Todten; dies machte ihn verdächtig, man hielt ihn für einen Spion und nahm ihn gefangen. Zum Glück traf er einen angesehenen Holländer, mit welchem er sprechen konnte; dieser befreite ihn aus den Händen der Justiz, empfahl ihn auch zugleich dem Commandanten der Insel, welcher ihn auf eine Schanze führen ließ und baldige Anstellung versprach. Die Engländer wollten Rochelle überrumpeln und in einem Boote übersetzen; es war aber mit zu viel Menschen überladen, unter welchen sich auch Reichwaldt befand, es schlug um


  1. Von zwanzig lagen, als er das Gut übernahm, fünfzehn wüste. Bewohnt waren damals nur fünf Bauergüter, vierzehn Gärten und drei Häuser.
  2. Zum Theil nach Seiferts handschriftlicher Ortsgesch. v. Kemnitz.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)