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und Reichwaldt wäre beinahe ertrunken. Da er hier keine Anstellung erhielt, ließ er sich von einem Schweden bereden, mit nach Paris zu gehen und sich dort anwerben zu lassen. Doch hier trafen sie keine Werber, der Schwede verließ ihn heimlich und Reichwaldt kam in die größte Noth. Glücklicherweise traf er einige Landsleute und unter diesen sogar einen nahen Anverwandten, der ihm einiges Geld und Kleider schenkte. Er reiste wieder nach Rochelle zurück und trat auch hier bald beim königl. Leibregimente ein. Von der daselbst grassirenden Pest ergriffen, hatte er viel Ungemach auszustehen. Er lag in einer Strohhütte mit noch drei Personen, die bald nach einander starben. Als er sich wieder einigermaßen erholt hatte und der König nach der Eroberung von Rochelle mit seinem Regimente nach Paris zurückging, hielt er um seinen Abschied an, den er auch nebst einem Monat Sold erhielt. Von hier begab er sich nach Rotterdam, wo er wieder Dienste in einem Infanterieregimente nahm. Allein er blieb nur kurze Zeit daselbst; denn als er von den Siegen des Königs von Schweden, Gustav Adolph, hörte, bewarb er sich 1630 um seinen Abschied. Er ging in Rotterdam zu Schiffe und kam bald nach Hamburg. In Lübeck trat er wieder in schwedische Dienste unter dem Obersten Kirchbaum. Er diente in diesem Regimente bald zwei Jahre als Gefreiter, Corporal, Fourier und endlich als Sergeant; dann trug ihm der Oberste die Fahne an, allein er dankte zu Stade ab. Indeß muß er bald wieder angestellt worden sein; denn 1631 streifte ihn bei der Belagerung von Rostock eine Flintenkugel so nahe beim Kopfe, daß sie eine Menge Haare mit fortnahm. Vor Paderborn traf ihn 1632 eine Kugel, welche aber glücklicher Weise an einem Thaler in seinen Kleidern abprallte. Im Jahre 1633 ging er unter die Dragoner, welche der Oberst Bernhard von Ranzau commandirte und hier verrichtete er einige Zeit Fourierdienste. In der unglücklichen Schlacht bei Oldorf in Westphalen wurde ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen; hier blieb auch sein Oberster. Der Generalkriegscommissar Erich Anderson von Tenna errichtete ein Regiment zu Pferde, in welches man die Ranzauischen Dragoner einreihte. In diesem Regimente wurde Reichwaldt Regimentsquartiermeister, bald darauf Leutnant und nach kurzer Zeit Rittmeister. Nun focht er am Rhein, an der Elbe, an der Donau,

Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)