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ihr zwei lateinische Gedichte, wie auch eine Sammlung geistlicher Lieder im Druck erschienen. Auch um die Wenden machte sie sich verdient, indem sie auf ihre Kosten das neue Testament und die Psalmen in wendischer Sprache drucken und an die Armen vertheilen ließ. Sie starb den 6. März 1726. Ihr ältester Enkel, der Graf Zinzendorf, hielt ihr die Standrede und verfertigte auch die Trauermusik nebst einem Leichengedichte[1].

Bereits 1722, den 15. Mai, hatte sie jedoch schon Mittel- und Niederberthelsdorf an ihren oben erwähnten Enkel, den Grafen Nicolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf, welcher damals königlich polnischer und churfürstlich sächsischer Hof- und Justitienrath war, um 26,000 Thaler verkauft. Gehuldigt wurde ihm den 19. Mai im hiesigen herrschaftlichen Hause, nach vorhergegangenem Frühgottesdienste. Er schreibt hierüber den 23. Mai in einem Briefe an seine nachmalige Gemahlin Erdmuthe Dorothee Gräfin Reuß:

„Nachdem der Oberamtskanzler Platz die Unterthanen der Pflicht gegen die Frau Landvögtin entlassen hatte, übergab er sie mir. Darauf erfolgte die Vereidung. Mir gaben alle, 7 Dutzend an der Zahl, welches mir recht gefallen, die Hand mit Freuden, jeder mit einem guten Wunsche; dann dem Hausmeister Heiz. Hierauf nahm ich die Kirchenältesten und Gerichtsmänner auf die Seite und sprach mit ihnen wegen des zu berufenden Pfarrers; dann kam ich zurück und legte den gegenwärtigen Unterthanen nach meiner Einfalt alle meine Pflichten aus und was sie sich von mir zu versehen hätten – welches vielleicht nicht allen meines Gleichen gelegen fiel, – ich versprach, sie nach der göttlichen Regel in Seilen der Liebe gehen zu lassen und ihnen das Joch an ihrem Halse tragen zu helfen und beschloß endlich mit einem Gebet zum Herrn im Himmel, meinem lieben Vater, daß er mich seines Schutzes würdiglich leiten wolle. Nach der Tafel ließ ich die 3 anwesenden Geistlichen zusammenkommen und händigte Herrn Rothe die Vocation ein.“

Vom 10. April 1727 an, wo Zinzendorf von seinem Onkel, Gottlob Friedrich Freiherrn von Gersdorf, Oberberthelsdorf für 6000 Thaler kaufte, war er Besitzer von ganz Berthelsdorf.


  1. Otto’s Oberlaus. Gelehrtenlexikon, Bd. 1, Abth. 2, pag. 462.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)