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aber den 2. Juli den Bau in Angriff nahm, zeigte sich’s, daß der Thurm viel schadhafter sei, als man nach der ersten Untersuchung vermuthet hatte.

Nachdem 1811 einige kleinere Reparaturen vorgenommen worden waren und der Thurm einen neuen Anstrich bekommen hatte, machte sich 1828 ein bedeutenderer Bau nothwendig. Am 15. Juli wurde der Bau, dessen Kosten sich auf 264 Thaler beliefen, durch den Zimmermeister Lobegott Richter angefangen und den 19. der Knopf abgenommen, den die Gemeinde auf ihre Kosten durch den hiesigen Mechanikus und Bildhauer Heinrich Paul[1] vergolden ließ. An die Stelle des Hahnes, der seit 1661 als Fahne gedient hatte (er ist mit der Jahrzahl 1661 und mit dem Namen Johann Reichwaldts von Kämpfen bezeichnet) und jetzt am westlichen Giebel des Kirchdaches angebracht ist, trat eine Fahne nebst Kreuz[2]. Sie wurden, als der Thurm neu gedeckt und mit Blech beschlagen worden war, den 16. September aufgesetzt. Vorher fand eine kirchliche Feier statt. Die Schulkinder begaben sich im Zuge mit Musikbegleitung in den Pfarrhof, zwei Kinder nahmen den Knopf in Empfang; Fahne und Kreuz waren in der Kirche, wo die Inschrift, welche in den Knopf gelegt werden sollte, verlesen wurde, bereits aufgestellt. 1830 erhielt der Thurm einen Blitzableiter, 1838 eine Uhr für 230 Thaler (seit 1811 befand sich keine hier) und 1844 durch den Zimmermeister Heinrich Richter seinen gegenwärtigen roth und grünen Anstrich.

Die alten, schon 1511 gegossenen Glocken waren bis 1788 sämmtlich vorhanden. In diesem Jahre aber zersprang die große Glocke, welche die Umschrift: „hilf Got vnd sank Jacob aus aller not m v vnd im XI “ (1511) trug[3]. Sie wurde noch in demselben Jahre



  1. Er leistete auch außerdem als Maler und Mathematiker, ohne weitere Vorbildung empfangen zu haben, nicht Gewöhnliches.
  2. Bei Abnehmung des Knopfes zeigten sich noch die Spuren, welche die Kugel eines preußischen Jägers (1757 im siebenjährigen Kriege), der den Thurmknopf als Zielscheibe benutzte, hinterlassen hatte.
  3. Die Umschrift findet sich in „Schulze’s Sammlung der oberl., schles., sächs. und böhm. Alterthümer und Denkmäler.“ Bd. 2. pag. 51. – Durch die Güte des Bibliothekars der Oberl. Gesellschaft d. Wissenschaften, welche jetzt dieses aus zwei Foliobänden bestehende Manuscript besitzt, wurde mir diese Umschrift in Abschrift mitgetheilt.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)