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das Jahr 930 in der Oberlausitz verordnete, daß alle Gastereien und Zusammenkünfte in Städten und auf dem Lande, an öffentlichen Orten geschähen, damit die Sorben sich nicht zusammenrottiren könnten.“

Reicher als über diese Festlichkeiten im Volksleben sind die Nachrichten über kirchliche und politische Feste.

Während des Osterfestes gingen früher sogenannte Ostersänger – ein Brauch, der hier bis etwa 1836 bestand und gegenwärtig noch an manchem Orte der Umgegend stattfindet – von Haus zu Haus und sangen, gegen Verabreichung eines kleinen Geschenkes, Osterlieder. – In Knauth’s Kirchengeschichte heißt es hierüber, pag. 202, „daß in der Oberlausitz während der Osterzeit sich die Vigilien nach Art der ersten Christen erhalten hätten. Denn die Osternacht legte das Mannsvolk sich wenig zu Bette, sondern wachten dergestalt, daß sie sich den Abend in einem Hause versammelten, um Mitternacht aus- und um die Felder ihres Dorfes gingen und dabei fröhliche Osterlieder ohne Unterlaß sangen. Endlich wenn sie wieder zurück ins Dorf kamen, sangen sie dieselben Lieder wieder und zwar vor jedem Hause eins. Ein gleiches geschah am Ostertage nach der Vesper, da sie auf der Aue Opferlieder abzusingen pflegten, welche Gewohnheit bei den heutigen Wenden an einigen Orten noch im Gebrauch ist.“

Am Pfingstfeste schmückte man die Kirche mit Mayen – jungen Birken – ein Brauch, der noch aus den Zeiten des Papstthumes herrührte und erst durch das Mandat vom 21. Februar 1715, um den Schaden in Büschen vorzubeugen, abkam. Das Lied: Schmück’ das Fest mit Mayen etc., erinnert noch an diese Sitte. – Der hiesige Pfarrer hatte das Recht, die nöthigen Mayen aus dem Kirchbusche zu entnehmen; der Schullehrer bekam die Mayen aus der Kirche. Jeder bekommt noch heute dafür aus dem Kirchenvermögen sechs Groschen Mayengeld als Entschädigung.

Was nun besondere kirchliche oder politische Feste betrifft, welche in Berthelsdorf festlich begangen worden sind, so beginnen die Nachrichten mit dem Jahre 1650, wo am 22. Juli wegen Beendigung des dreißigjährigen Krieges ein Frieden- und Freudenfest gefeiert wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)