Seite:Geschmacksverirrungen 04.jpg

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als Nutzen gebracht; und mit der platzraubenden Anhäufung von Paradestücken aus früheren Ausstellungen war nur der Anstoß zu noch pompöseren Ausstellungs-Prunkobjekten gegeben worden, während man doch das veredelte Kunsthandwerk in das Haus, in die Familie tragen sollte. Außerdem war dieses immer tiefer in die Rekapitulationsbewegung historischer Stilarten eingetreten und verlangte gebieterisch nach immer echteren Vorbildern der Gotik, dann der Renaissance, später der Barocke und des Rokoko, schließlich noch des Empirestils. Unsere guten Kunstgewerbemuseen sammelten daher hauptsächlich gutes altes Kunstgewerbe, teils als Musterstücke zum allgemeinen Motivenraub, teils wieder, um die besten Meisterleistungen der verschiedenen Zeiten und Völker unseren Zeitgenossen als Ideale zur Nacheiferung hinzustellen. Zunächst blieb man bei der Anordnung nach technischen Materialgruppen; aber mit der Zeit zogen immer mehr Kunstgewerbemuseen die Ausstellung nach kulturgeschichtlichen oder stilgeschichtlichen Gruppen vor und näherten sich somit immer mehr den Geschichtsmuseen.

Die Städte, die nur ein einziges Museum besaßen, taten gewiß gut daran. Wo aber neben den Kunstgewerbemuseen gute, nur theoretischen Gesichtspunkten unterworfene Anstalten, also reine Geschichts- oder Kunstmuseen bestehen, sollte man das einseitige Vorherrschen lediglich kulturgeschichtlicher Aufstellungsprinzipien nicht übertreiben.

Und doch wird sich kein Kunstgewerbemuseum, das z. B. reiche Porzellanschätze besitzt, dazu verstehen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_04.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)