Seite:Geschmacksverirrungen 07.jpg

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wenigstens jeder Gebildete und Bildungsfähige allmählich dahin gebracht werden, gutes und schlechtes Kunstgewerbe zu unterscheiden und ein feineres Empfinden für ästhetische Qualitätswerte zu erlangen.

Da man aber die Bezettelung der einzelnen Objekte schon aus rein äußeren Gründen auf ein gewisses Maß beschränken muß, da ferner Kataloge und „Führer“ erfahrungsgemäß, je umfangreicher sie sind, um so weniger gelesen werden, und da schließlich in keinem Museum der Welt der Beamtenapparat so groß sein kann, daß jedem Besucher ein seiner Individualität Rechnung tragender Führer beigegeben werden könnte, müssen die praktisch wirksamen Kunstgewerbemuseen – und zu diesen zählt sich auch die kunstgewerbliche Abteilung des Landesgewerbe-Museums in Stuttgart – nach anderen Mitteln sinnen, ihre erzieherischen Absichten der Allgemeinheit näherzubringen. Eines der raschesten Orientierungsmittel ist nun die Gegenüberstellung von Beispiel und Gegenbeispiel. Weil man jedoch die, auch dem hohen Kunstgenuß dienenden seriösen Abteilungen nicht durch ausgesprochen tadelnswerte Gegenstände entweihen darf, weil ferner eine gemeinsame Auffstellung zu Verwechslungen und Irrtümern Anlaß geben könnte, empfiehlt es sich, die Gegenbeispiele ganz abgesondert unterzubringen, natürlich nicht mehr nach Produktionsgruppen zusammengefaßt – denn der obengenannte höhere Zweck fällt hier selbstverständlich ganz weg – sondern ausschließlich nach der Art ihrer Versündigung gegen den guten Geschmack. Größtmögliche

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_07.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)