1. Schlechtes, verdorbenes Material, von Haus aus minderwertig oder während der Bearbeitung verunglückt: Kranke Gläser, astreiches Holz, Brandrisse und verdorbene Glasuren in der Keramik, Gewebefehler.
2. Wunderliche Materiale. Baumwurzel, Stroh, Fischschuppen, Schmetterlingsflügel, Gewürze, Menschenhaare, Menschenknochen, Menschenhaut (Kuriositäten); Chrysanthemum-Sträußchen aus abgeschnittenen Fingernägeln (!) – Alte „Nonnenarbeiten“ und neue „Bästlerarbeiten“, Material-Pimpeleien (Spielereien): Arbeiten aus Briefmarken, Zündholzschachteln, Zigarrenbändchen und Zigarren-Krawatten. (Hierher gehören auch Ausstellungspimpeleien: Kaiserbüsten aus Schokolade, Seife usw.)
3. Schlechte Kombinationen von zwei nicht zusammengehörigen Materialen: Holzauflage auf Metall (verschiedene Ausdehnungskoeffizienten), Seidenapplikation auf Leinen (Waschbarkeit aufgehoben), Ceroplastik mit Haaren oder Papier, Ölmalereien auf Metall oder Keramik.
4. Material-Übergriffe.
a) Nichtrücksichtnahme auf die Schwächen des betreffenden Materials, z.B. auf die Zerbrechlichkeit: Spätantike, sogenannte „Diatreta“-Gläser, Elfenbeinkünsteleien von Zick – was in Originalen nicht vorhanden ist, wird in Abbildungen vorgeführt –, Koepping-Gläser,
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_09.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)