Seite:Geschmacksverirrungen 13.jpg

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oder in einzelnen Teilen: Unhandliche Buchformate, übermäßige Henkel, Schnauzen, Stengel usw., breite Buchseiten ohne Kolumnenteilung und andere gesuchte Exzentrizitäten.

3. Sinnwidrigkeiten zwischen Form und Gebrauchszweck, z.B. Thermometer als Peitsche, Tintenzeug als Revolver, Bierseidel, Aschenbecher, Uhr und Tintenzeug in Würfelform.

4. Konstruktions-Pimpeleien und Konstruktions-Attrappen, z.B. Sitzmöbel aus Geweihen, Briefbeschwerer aus Geschoßbruchstücken, Girandolen aus Bajonetten, Tiere als Nadelbehälter, Totenkopfscherze, Harnisch als Ofen etc.

5. Technik-Surrogate, die eine schwierigere Arbeitsweise vortäuschen; Gewebte Gobelins, Keramik und Glas mit Umdruck und Schablonierung statt Malerei, gepreßtes Glas für geschnittenes oder geschliffenes, geätztes für geschnittenes Glas, Gußeisenbeschlag in Schmiedeeisenformen, gepreßte Sägespäne statt Holzschnitzerei, gepreßtes Leder für geschnittenes etc. (Die Grenze ist hier schwer zu ziehen, da es der Großindustrie gestattet sein muß, leichtere Arbeitsweisen zur Vervielfältigung im großen zu wählen, wenn nur gefährliche Irreführungen vermieden werden, und die benötigten Model, Platten, Formen, Walzen, Karten u.dgl. künstlerisch und technisch gediegen sind.)

Im Anhange mögen auch die unverdienten Zurücksetzungen von Dekortechniken gestreift werden, wie der von Dilettanten in Mißkredit

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_13.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)