Wasserbau-Inspektor v. Martens: Über Wasserstraßen und ihr Verhältnis zu den Eisenbahnen | |
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einer Tonne pro Kilometer 0,032 Frcs. betragen und zwar ohne Interesse und Amortisation des Anlagekapitals.
Eine namhafte Ermäßigung dieses Kostenaufwands wird aber nicht mehr in Aussicht zu nehmen sein und ihr schon die stete Aufnahme neuer Bahnlinien von geringer Ertragsfähigkeit in das Netz ein Ziel setzen.
Betrachten wir nun die Transporte zu Wasser, so werden wir hier die starre Gleichförmigkeit der Bahnen vermissen.
Für die Förderung der Schiffe sind auf den Kanälen und Flüssen verschiedene Methoden im Gebrauch und der Transportpreis wechselt bedeutend je nach der Oertlichkeit. Diese Verschiedenheit ist übrigens der sicherste Beweis des unvollkommenen Zustandes der Wasserstraßen und trägt nicht wenig dazu bei, daß die Ansichten über diesen Gegenstand häufig verworren sind. Es handelt sich hier aber nicht darum, zu wissen, wie viel kostet der Transport auf dieser oder jener Linie, sondern wie viel kostet auf einer vollkommenen Wasserstraße, wie sie gegenwärtig hergestellt werden, der Massen-Transport von Waaren wie Steinkohlen, Baumaterialien etc.
Auf den Kanälen geschieht der Schiffszug entweder durch Menschen oder Pferde; der Dampf wurde hier bis jetzt nur ausnahmsweise und unter besondern Verhältnissen angewendet.
Auf den Flüssen geschah die Bergfahrt seither mühsam durch Pferde. Diese Art der Förderung beginnt jedoch auf den bedeutenderen Wasserstraßen zu verschwinden, auf denen bald nur noch der Dampf in Anwendung kommen wird, sei es durch Räder- oder Schraubenboote, sei es durch Schleppboote, welche an einer versenkten Kette arbeiten (toueurs).
Diese barbarische Methode ist auf dem Canal du Centre fast allgemein; 2 Männer ziehen, je auf einem der beiden Ufer gehend, ein Boot von 150 Tonnen gegen eine Belohnung von 0,6 bis 0,7 Frcs. pro Kilometer; sie legen auf diese Weise 10–12 Kilometer in einem Tag zurück.
Der Preis für den Zug kommt daher kaum auf 1/2 Centime pro Tonne und Kilometer zu stehen und der Gesammtpreis des Transports auf weniger als 1 Cent., nämlich:
Schiffszug | 0,005 | Fr. | |
Interessen und Abnützung des Boots | 0,003 | Fr. | |
Zus. | 0,008 | Fr. |
Dieser ist etwas theurer, gewährt aber eine mindestens doppelte Geschwindigkeit, nämlich 20–30 Kilometer täglich.
Wasserbau-Inspektor v. Martens: Über Wasserstraßen und ihr Verhältnis zu den Eisenbahnen. Gewerbeblatt aus Württemberg, Stuttgart 1869, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gewerbeblatt_aus_Wuerttemberg_1869_p18.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)