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Walther Kabel: Giftjagd (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 5)

sehr bald und halten die elastischen Fischbeinstäbchen in ihrer Lage fest. Würgt nun ein heißhungriger Wolf einen solchen Köder hinunter, so taut das Fleisch im Magen auf, der Fischbeinstab schnellt auseinander und durchbohrt die Magenwand, so daß das Tier unter furchtbaren Qualen eingeht. Tungusen haben mir versichert, daß Wolfsrudel, die einige Tiere auf diese Weise verloren haben, von panischem Schrecken ergriffen werden und schleunigst in ein anderes Revier überwechseln. Auch dieses ebenso primitive wie unmenschliche Vernichtungsmittel dürfte schon alten Datums sein. Es wird zum Beispiel bereits in einem 1814 in Moskau erschienenen Werke Tatuscheffs erwähnt.“

Auch dem Silberreiher, der seiner Schmuckfedern wegen, aus denen die wertvollen Reiherbüsche zusammengestellt werden, eifrig gejagt wird, geht man in den Ländern um das Kaspische Meer, wo er am häufigsten zu finden ist, mit Gift zu Leibe, da bei der Anwendung der Schußwaffe es nur zu häufig geschieht daß die kostbaren Federn beim Sturze auf die Erde geknickt werden. Man verwendet mit Strychnin vergiftete Fische, die in der Nähe der Reiherhorste ausgelegt werden. Merkt der Vogel die Wirkungen des Giftes, so läßt er sich auf die Erde nieder und geht dort sehr bald ein, ohne daß sein Federschmuck irgendwelchen Schaden erleidet.

W. K.
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Walther Kabel: Giftjagd (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 5). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Giftjagd.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)