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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3

Obschon Spuren römischer Niederlassungen in der Umgegend von Ravensburg nicht zu verkennen sind, so zeigt die alte Rauenspurc dennoch nichts, was auf römischen Ursprung schließen ließe, den ihr Einige durchaus geben wollen. Die römische Herrschaft war am Bodenseeufer flüchtig und unsicher. Darum wollen gelehrte Leute einen großen Theil sogenannter Römer- und Heidenthürme dem aufstrebenden Zeitalter der Karolinger einverleiben, „wo die rohe Kraft anfieng, sich für das Schöne zu veredeln und wo der Besitz ein sicherer und ruhmvoller geworden war.“ Auch die Stadt, unten am Berge liegend, besitzt keine römischen Ueberreste. – Selbst das künstliche Gefüge der Steinzeichnung an der mittägigen Seite der Kirche des Nonnenklosters, welche jetzt die Stadtmauer beim Mehlsackthurme - den wir vor Augen haben - bildet, und die einst die Burgkapelle des Welf’schen „Ammans von Ravensburg“ war, gehört nach der Ansicht Sachkundiger nicht der Römerzeit an.

Jedenfalls ist aber großartig zu nennen, was jene Zeiten zur Vollendung gebracht haben. In einem stundenweiten Umfange erhoben sich starke Mauern und hohe Thürme stolz und mächtig aus den um sie gezogenen breiten und tiefen Gräben, und die Spitze des Berges krönten einst drei feste Burgen. Mit der Hauptburg waren mehrere Gebäude der Stadt durch unterirdische Gänge verbunden. Manche derselben sind noch gut erhalten und bleiben immerhin herrliche Denkmale von dem Reichthum und der Vorsicht unserer Altvordern, die auf solche geheime Rettungsmittel denken und solchen Aufwand bestreiten konnten.

Die Stammburg war von einer Menge fester Burghuten nach allen Seiten gleich einem Gürtel umstellt. Diese

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. C. Cammerer, Stuttgart 1863, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/394&oldid=- (Version vom 1.8.2018)