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Zweites Buch mit Gottes Hilfe.

Derweil ich dieses und was schon geschrieben und was ich schreiben werde, aus großem, betrübten Herzen tue, geschieht es nach dem Absterben von meinem lieben Mann – er ruhe in Frieden – welcher ist gewesen unser getreuer Hirt. Nun, sicher von unserer Sünden wegen hat ihn Gott – gelobt sei er – zu sich genommen, denn »vor dem Bösen ist der Gerechte hingerafft worden«. Nun, ich will mich hier nicht lang aufhalten, denn ich bin gesinnt, so Gott will, euch dieses in sieben kleinen Büchlein zu lassen, wenn Gott uns leben läßt.

Also vermein ich, daß es sich am besten schicken wird, daß ich solches von meiner Geburt anfange.

Meine Geburt, mein ich, ist gewesen im Jahre [5407] 1647[1] in der heiligen Gemeinde Hamburg, wo mich meine reine, fromme Mutter hat zur Welt gebracht mit Hilfe und Barmherzigkeit des großen Gottes. Ob unsere Weisen seligen Andenkens auch gesagt haben: »Besser nicht geschaffen sein, als geschaffen sein«, weil der Mensch so viel auf der sündigen Welt ausstehen muß – so dank und lob ich doch meinen Erschaffer, daß er mich nach seinem Willen und Wohlgefallen erschaffen hat, und bitte den großen, gütigen Gott, da er mich ja nach seinem heiligen Willen erschaffen hat, mich doch in seinen heiligen Schutz zu nehmen und mich vor den ................ (Hier fehlt ein Blatt im Manuskript.) ........ hungrig ist gewesen, in sein Haus gegangen, ist satt

  1. (407 + 1240 = 1647.) Da Glückel später berichtet, sie sei zur Zeit der Vertreibung aus Hamburg (1648) nicht ganz drei Jahre gewesen, scheint sie tatsächlich 1645 geboren zu sein. Nach Kaufmann's Titelblatt hat er diese Annahme für richtig gehalten.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. , Wien 1910, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)