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achtzehnhundert Reichsthaler. Das ist zu derselbigen Zeit gar viel gewesen, und es ist keiner in Hamburg gewesen, der bis zu derselbigen Zeit so viel nachgegeben hätte.

Dagegen ist es auch die prinzipalischeste, vornehmste Heirat in ganz Deutschland gewesen, und die ganze Welt hat sich über die große Mitgift und die gute Heirat sehr gewundert. Aber mein Vater – das Andenken des Gerechten sei gesegnet – ist in seinem Handel gesessen und ein Mann voll Gottvertrauen gewesen, der sich auf Gott verlassen hat, daß er ihm helfen wird, seine anderen Kinder auch in Ehren zu verheiraten. Denn er hat sich in seiner Haushaltung und mit Gästen mit allem besser geführt, als jetzt die Reichen, die dreißigtausend Reichsthaler und mehr ihr eigen haben. Solches hat er bis zu seinem Tode ausgeführt.

Nun soll ich von der Hochzeit schreiben, die er meiner Schwester – sie ruhe in Frieden – gemacht hat, und von den wackeren ehrsamen Leuten, die mit Reb Gumpel, dem Vater des Bräutigams, gekommen sind? Was für ein heiliger Mann er gewesen ist, kann ich gar nicht genug beschreiben. Er hat niemandem von jetzt geglichen, wie ehrlich er geliefert hat. Wie magnifique es auf der Hochzeit zugegangen ist, kann ich nicht beschreiben. Die Hauptsache ist, wie er arme Leute erfreut hat, und mögen wir alle seine Fürbitte genießen.

Mein Vater – das Andenken des Gerechten sei gesegnet – ist nicht so reich gewesen, aber, wie schon gesagt, von großem Gottvertrauen und ist niemandem etwas schuldig gewesen. Also hat er sich ehrlich ernährt und es sich gar sauer werden lassen, daß er Frau und Kinder mit Gottes Hilfe ernährt hat.

Er ist von Schmerzen gequält gewesen und ist schon ein Mann von Jahren gewesen, daher hat er sich sehr geeilt, seine Kinder zu verheiraten. Als er meine Mutter – sie soll leben – genommen hat, ist er ein Witwer gewesen. Wohl fünfzehn Jahre und mehr hat er schon eine Frau gehabt, aber keine Kinder mit ihr.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)