Seite:Glueckel 036.jpg

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bitt euch, seid ruhig. Gott wird geben, daß ihr noch lange bei uns bleiben werdet und daß ihr dann das Geld selbst austeilen werdet, an wen ihr wollt. Ich verzichte von Herzen gern darauf. Gott – er sei gelobt – wird euch aushelfen, und dann will ich euch noch hundert Reichsthaler dazu schenken, damit ihr mehr Zinsen davon kriegen könnt und damit machen könnt, was euch beliebt.«

Als meine Großmutter dieses von meinem Vater – sein Andenken sei gesegnet – gehört hat, ist sie nebbich voll Freude gewesen und hat angefangen ihn und meine Mutter und ihre Kinder mit allen Segnungen der Welt zu segnen und hat allen Leuten sein Lob erzählt. Am andern Tag ist sie ruhig und sanft eingeschlafen und mit großen Ehren zu Grabe gekommen, als wie sie es wohl wert gewesen. Ihre Fürbitte sollen wir und unsere Kinder und Kindeskinder genießen.

Wieder zu meinem Vater – sein Andenken sei gesegnet – zurück. Daß er meine Schwester Hendele – sie ruhe in Frieden – verheiratet hat, dessen hab ich schon in Kürze gedacht, was soll ich mich dabei lang aufhalten. Es sei nur kurz geschrieben, wie meine Mutter nebbich so eine arme verlassene Waise gewesen und ihr Vertrauen auf Gott – sein Name sei gelobt – gehabt, der ihr so herrlich und reichlich geholfen, wie folgende Geschichte aufweist. Wenn es auch ihren Kindern nicht allen gleich wohl ergeht, so geht es doch – Gott sei Dank – den meisten gut und sie haben ihr Brot. Darum, wer sich mit ganzem Herzen auf Gott – er sei gelobt – verläßt, den wird der Höchste nicht verlassen. »Verlasset euch auf Gott, und Gott wird eure Stütze sein.« Gelobt sei er immer und ewig.

Dieses ist gar eine schöne Geschichte und ein Trost für alle betrübten und besorgten Herzen, daß man niemals verzweifeln soll an der Hilfe Gottes – er sei gelobt – gleichwie diesem frommen Mann geschehen ist. Obschon er arm war, Widerwärtigkeiten und vielerlei Nöten auf ihn gekommen waren, hat er alles mit Geduld angenommen und ist nicht von seinem Gott gewichen, welcher ihm auch

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)