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Geschäft gehabt mit Bauern und Pfändern, wobei es mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – nicht hat lassen wollen. Seine Gedanken waren von der ersten Stunde nach unserer Hochzeit nicht anders gewesen, als daß wir nach Hamburg ziehen und dort wohnen sollten. Wie es heißt: »Auf den Weg, den der Mensch wandeln will, wird er geführt.« Der große gütige Gott hat uns auch recht und wohl geführt. Wenn wir nur die Krone unseres Hauptes behalten hätten! Nun, »der Herr gibt und der Herr nimmt«. Was nicht zu ändern ist, muß man erdulden.

Als das Jahr nach unserer Hochzeit um war, hat mein seliger Mann nicht länger in Hameln bleiben wollen, wenn auch mein Schwiegervater und meine Schwiegermutter – ihr Andenken sei gesegnet – alle beide gern gesehen hätten, daß wir in Hameln geblieben wären und uns ihr Haus und Hof, wie es dastand, anpräsentiert haben. Aber mein Mann – sein Andenken zum Segen – hat nicht gewollt, also sind wir in guter Zustimmung von meinem Schwiegervater und meiner Schwiegermutter – ihr Andenken sei gesegnet – hierher nach Hamburg gezogen. Wir sind beide noch junge unerfahrene Kinder gewesen, die wenig oder nichts vom Handel gewußt, wie es in Hamburg dienlich gewesen wäre. Aber der große barmherzige Gott, der meinen Mann – das Andenken des Gerechten sei gesegnet – aus seinem Vaterhaus und von seiner Geburtsstätte geführt hat, ist ihm allezeit treulich beigestanden und hat geholfen. Gelobt seist du, Herr, für alle Güte, die du uns erwiesen hast.

Wie wir nun nach Hamburg gekommen sind, hat uns mein seliger Vater für zwei Jahre Kost verschrieben und wir sind bei ihm gewesen.

Nun, mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – als ein fremder Mann, der in einen Ort kommt und von gar nichts weiß, hat sich dort umgesehen, was passiert.

In dieser Zeit ist der Handel mit Juwelen nicht so stark fortgegangen als jetzunder und die Bürger und die

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)