Seite:Glueckel 085.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein Geschwür zu heilen. Sie haben dem Kind das Geschwür auch hübsch ausgeheilt und das Kind ist frisch und gesund gewesen und ist auf dem Feld wie ein junges Hirschchen herumgesprungen. Da haben wir zu den Hannöverischen gesagt: »Was wird aus eurer Dummheit werden? Ihr seht ja, daß mein Kind, Gott sei Dank, frisch und gesund ist und daß, Gott sei Dank, keine Gefahr mehr in der Welt ist. Laßt nur das Kind wieder hereinkommen.«

Also haben sie wieder Konsilium gehalten und es ist dabei geblieben, daß man das Kind erst am Tage der Gesetzesfreude sollte nach Hannover kommen lassen. Nun, was haben wir tun sollen? Wir haben uns solches auch müssen gefallen lassen.

Also ist Reb Michel am Tage der Gesetzesfreude hinausgegangen und hat das Kind mit den Leuten wieder nach Hannover gebracht.

Wer damals die Freude von mir und meinem Mann – sein Andenken zum Segen – und allen Anwesenden nicht gesehen hat, die wir zusammen gehabt haben! Daß wir vor großer Freude haben schreien müssen: »Das Auge weint und das Herz ist froh.« Ein jeder hätte das Kind gern aufgefressen, denn es ist gar ein schönes, liebes Kind gewesen, das seinesgleichen nicht gehabt hat. Also hat man das Kind lange Zeit nicht anders geheißen als die Jungfer von Peinholz.

Also, meine lieben Kinder, ist die Zuschickung, Gott sei Dank, glücklich abgelaufen, und das Ende ist Freude und Lust gewesen, wofür wir den Höchsten nicht genug loben und danken können, der mir – als seiner unwürdigen Magd – so viel Gutes und Barmherzigkeit erzeigt hat, daß, wenn ich zehn Bücher voll schriebe, ich nicht alles erschreiben kann.

Denn bei allem, was der große, gnädige Gott zuschickt, spür und sehe ich, daß seine große Gnade und Barmherzigkeit dabei ist.

Ich will verschweigen, was für große Krankheiten – möget Ihr davon verschont bleiben – ich oftmals mit meinen lieben Kindern ausgestanden habe, daß ich mir oft gewünscht

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)