Seite:Glueckel 097.jpg

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er sollte sich nun auch setzen und es nicht wieder machen, wie er es schon gemacht hat. Sagt er: »Nein, ich will man in die Stube gehen und zusehen, daß nichts liegen geblieben ist.« Ich mein, es wär also. Aber mein guter Jakob hat sich wieder ins Wirtshaus gesetzt und wieder von neuem angefangen zu saufen.

Ich hab die Fuhrleute hineingeschickt, sie sollten nun doch herauskommen, wir wären in dem häßlichen Wetter schon so lange auf dem Wagen gesessen. Die Fuhrleute haben auch angefangen zu lärmen, was das wär, ihre Pferde werden kaput gehen, wenn sie so lange in dem Wetter stehen müssen. Aber das hat alles nichts helfen wollen, denn der Bote ist Meister gewesen und die Fuhrleute haben wohl warten müssen.

Also sind wir wieder zwei Stunden gesessen und sind nicht früher weggefahren, bis die beiden ganz betrunken gewesen sind und sich endlich zu Wagen gesetzt haben. Nun, was soll ich noch schreiben von den Händeln, die wir fast in allen Herbergen gehabt haben.

Nun, Gott – er sei gepriesen – hat uns glücklich nach Harburg geholfen, wo mein Vater und mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – gewesen sind und uns entgegenkamen, welches nur eine Meile von Hamburg ist. Nun kann man sich leicht vorstellen, welche Freude wir miteinander gehabt haben.

Also sind wir zusammen zu Wasser nach Hamburg gefahren und haben Gott – er sei gepriesen – gedankt, daß ich alle unsere Freunde gesund gefunden und auch sonst, Gott sei Dank, wenig Häuser von Juden verseucht gewesen sind, während ich fort war.

Aber das Gewitter ist noch nicht recht gestillt gewesen; es hat noch hin und wieder gezuckt. Aber Gott sei gedankt, bei Juden ist alles gut gewesen und auch geblieben. Gott – er sei gepriesen – wolle auch weiter uns und ganz Israel hüten und alle Nöten erlassen.

Also sind wir wieder in unserem lieben Hamburg gewesen. Man möge mir glauben, wir sind ein halbes Jahr

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)