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so von Hamburg fort gewesen und wir haben berechnen können mit dem Schaden von den Perlen und mit den Zinsen, daß es uns über zwölfhundert Reichstaler gekostet hat. Doch der Höchste sei gelobt und gedankt, daß wir mit den Unserigen aus allen Nöten gerettet gewesen. Es ist wenig an Geld gelegen. »Gib mir die lebenden Menschen und das Vermögen nimm dir.« Gott – sein Name sei gepriesen – hat allemal wieder beschert.

Darauf sind die Leute, welche vor der Pest von Hamburg nach Altona gezogen sind, einzeln, einer nach dem anderen, wieder in ihren Ort gezogen, und ein jeder hat angefangen, seinen Geschäften nachzugehen Denn während der Pest, Gott behüte, ist wenig Handel gewesen, denn man hat nirgends können hinkommen.

Kurze Zeit darauf ist mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – auf die Messe nach Leipzig gezogen. Er ist in Leipzig sehr krank gewesen. Und damals ist es in Leipzig sehr gefährlich gewesen, denn wenn, Gott behüte, ein Jude dort gestorben wäre, hätte es ihm alles, was er hat, gekostet. Damals ist Reb Juda[1] auch in Leipzig gewesen und hat bei meinem Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – viel Gutes getan, ihn sehr gewartet, so daß es meinem Mann bald besser gewesen ist. Dann hat er mit meinem Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – geredet, als wie ein guter Freund mit dem anderen reden soll, und hat zu meinem Mann gesagt, was er sich denkt, daß er sich in solche schwere Reisen begibt. Er wäre kein starker Mann. Mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – sollte mit ihm in genere eine Gemeinschaft machen. Er wär ein junger Mann, wollt die ganze Welt ausreisen und schon Geld genug verdienen, daß sie beide reichlich davon leben könnten. Mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – hat ihm geantwortet: »Ich kann dir hier in Leipzig keine Antwort geben. Ich befinde mich noch nicht ganz


  1. Jost Liebmann.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)