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recht. Ich mag nicht länger in Leipzig bleiben, denn ich fürcht mich, es möchte – Gott behüte – ärger mit mir werden. Also will ich mir eine eigene Fuhr dingen und nach Hause fahren. Und da es schon die Zahlwoche ist, so daß ohnedem auf der Messe wenig zu tun ist, kannst du umsonst auf meinem Wagen mit mir kommen. Wenn wir dann, so Gott will, zu Hause sind, können wir miteinander reden. Alsdann ist mein Glückelchen auch dabei und sie wird auch ihre guten Gedanken davon sagen.«

Denn der liebe Mann – er ruhe in Frieden – hat nichts ohne mein Wissen getan.

Zu dieser Zeit war Reb Juda schon verheiratet, denn mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – hatte gemacht, daß ihm sein frommer Bruder Reb Samuel – das Andenken des Gerechten zum Segen – seine Tochter[1] gegeben hat und ihm fünfhundert Reichstaler Geld als Mitgift gegeben hat. So sind sie zusammen von Leipzig hierhergekommen.

Mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – ist noch nicht recht bei seinen Kräften gewesen, doch hat er nicht im Bett liegen müssen. Nun, durch gute Aufwartung und hauptsächlich durch Gottes Hilfe, die dabei gewesen ist, war es, daß er ganz besser geworden ist. Dieses hat wohl acht Tage und mehr gewährt. Inzwischen ist mir Reb Juda als in den Ohren gelegen, ich sollte machen, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – mit ihm Gemeinschaft macht, und was ich mir dächte, und ich hätte meine Pflicht nicht getan, wenn ich meinen Mann so reisen ließe. Wenn ihm – Gott behüte – in Leipzig etwas angekommen wäre, so wäre er um Körper und Geld gekommen.

Nun, in Wahrheit, das Reisen hat mir nicht gut angestanden, denn es war schon oft große Gefahr, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – in Leipzig krank gewesen ist. Und schon vordem ist mein


  1. Malke; nicht zu verwechseln mit Jost Liebmanns zweiter Frau, der sogenannten »Liebmännin«.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)