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Das schreib ich nur, weil wir mit dem Reisen allezeit große Sorgen und Schrecken gehabt haben und ich ja gern gesehen hätte, daß wir es so gestellt hätten, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – hätte zu Hause bleiben können. Derentwegen bin ich der Gemeinschaft mit Reb Juda nicht ungeneigt gewesen.

Als Reb Juda wieder mit uns geredet hat und seinen besten Vorschlag getan, so sag ich zu Reb Juda: »Alles, was du redest, ist ganz gut und recht, nur siehst du wohl die große Haushaltung und Ueberlast, die wir haben. Wir müssen alle Jahre mehr als tausend Reichstaler in unserer Haushaltung haben und außerdem was wir für unser Geschäft an Zinsen und anderen Unkosten haben müssen. Und ich sehe nicht, wo das herkommen soll.«

Hat Reb Juda geantwortet: »Macht dir das Sorge? Das will ich mich verschreiben, daß, wenn nicht mindestens jedes Jahr tausend Reichstaler Banco verdient werden, ihr die Macht haben sollt, daß die Gemeinschaft aufhört.«

Und solche Worte und noch mehr Versicherungen hat er gegeben, was zu viel zu schreiben ist.

Also hab ich meinem Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – zugeredet und gesagt, was ich mit Reb Juda geredet und was er für große Stücke versprochen hat.

Also sagt mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – zu mir: »Mein liebes Kind, das Sagen ist alles gut, aber ich bin ein großer Braucher und ich sehe nicht, wo das mit Reb Juda herkommen soll.« Also sag ich zu meinem Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen: »Man kann es ein Jahr versuchen. Ich will einmal eine kleine Schrift aufsetzen und will sie euch sehen lassen, wie sie euch gefällt.« Also habe ich mich allein nachts hingesetzt und habe einen Vertrag aufgesetzt. Reb Juda hat als gedrungen und gesagt, wir sollten nicht sorgen und nur all unser Geschäft auf ihm stehen lassen, er wüßte solche Wege und Stege, daß er genug Geschäfte wüßte, daß man wohl zurecht kommen könnte. So sag ich: »Wie können

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)