Seite:Glueckel 105.jpg

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hatte, daß er sie vollendlich verkaufen sollte und meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – das Geld dafür geben.

Es ist auch eine Zeit gesetzt worden, in welcher Zeit die Bezahlung geschehen sollte, aber die Zeit ist gekommen und die Bezahlung ist nicht erfolgt. Wir haben Reb Juda ordentlich und bescheidlich geschrieben, er wüßte doch, was er sich verschrieben hätte, die Zeit wäre vorbei, er möchte doch das Geld nach Hamburg remittieren. Reb Juda hat auch, wie es sich gehört, geantwortet, er hätte zwar noch nicht alles verkauft, er wollte aber doch dazu sehen, sehr bald Wechsel hierher zu remittieren.

Zum Ende vom Ende hat dieses mehr als ein Jahr gewährt, daß wir nichts haben von Reb Juda bekommen können. Da ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – wieder nach Hildesheim gezogen, in der Absicht, sein Geld von Reb Juda zu bekommen. Aber anstatt dessen kriegt er was anderes zu wissen. Denn nachdem Reb Juda meinen Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – einige Tage hingehalten, kommt heraus, daß Reb Juda meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gesagt: »Ich geb dir einfach kein Geld und es wär mir lieb, wenn ich noch zweimal so viel von dir behalten hätte, denn unsere Gemeinschaft hätte laut unseres Vertrages zehn Jahre währen müssen und sie hat nur ein Jahr gewährt. Ich prätendiere von dir mehrere Tausende und all das Deinige, was du hast, ist mein – du kannst mich mit all dem deinigen nicht bezahlen.« Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist sehr erschrocken und hat gesagt: »Reb Juda, was red'st du da? Ist das der Dank für all das Gute, das ich dir getan habe? Du bist zu mir gekommen nackt und bloß. Nach kurzer Zeit hast du neunhundert Reichstaler bar von mir mitgenommen. Ich habe dir mehrere tausend anvertraut, ich hab dich in alle Plätze eingeführt, wo ich nur gewußt, daß etwas zu tun ist. Besonders hab ich dich für einen feinen, geschickten, ehrlichen Menschen angesehen und gemacht, daß dir mein

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)