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können wegen Krieg. Also ist ihre Reise nach England unterblieben; sie haben aber doch ein Stück Geld in Amsterdam mit guten Zinsen angelegt. Von diesem Mal an ist mein Verwandter Mordechai Cohen nach Holland und Brabant gereist und hat gar guten Verdienst gehabt, und diese Reise ist sein erster Anfang von Geschäft und Reichtum gewesen.

Des reichen Reb Juda habe ich schon gedacht, daß er mit Gottes Hilfe durch uns zum Mann geworden.

Mein Schwager Reb Elia ist ein junger Mann und in dürftigen Verhältnissen gewesen. Er hat kein Geschäft verstanden. Da hat mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ihm gleich großen Kredit gegeben und ihn endlich nach Amsterdam geschickt und ihm Kredit bis zwanzigtausend Reichstaler gegeben.

Viele hiesige Familienväter, die jetzt fast Hauptmitglieder der Gemeinde sind, haben Gott gedankt, wenn wir ihnen Kredit gegeben haben.

Ich wollte noch viel mehr nennen, es hilft mir aber alles nichts. Aber wo ist die Gnade, die du ehrlicher wackerer Mann, Reb Chajim Hameln – das Andenken des Gerechten gesegnet – an der ganzen Welt getan hast und gerne jedem fortgeholfen und jedem Gutes getan, teils mit Vorteil, teils mit Verlust und teils so, daß er – er ruhe in Frieden – gewußt hat, daß nie ein Vorteil daraus entstehen kann, und doch in Wahrheit die reine Güte geübt.

Nun sind aber deine lieben, frommen Kinder, falls dieselben irgendwie Anstoß haben, doch so ehrlich, daß sie lieber sterben sollten als jemanden verkürzen. Aber alle, denen wir viel Gutes getan haben, bedenken das alles nicht und könnten doch zeitweise meinen lieben Kindern, solch jungen Leuten, die leider ihren frommen Vater so früh verloren haben und Schafe ohne Hirten sind, ein wenig helfen.

Ja, daß sich soll Gott erbarmen. Gerade das Widerspiel. Ich wollte, wir hätten weder Gutes noch Böses von ihnen gehabt. Im Gegenteil, sie haben meine Kinder um Tausende gebracht und haben gemacht, daß das Geld meines

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)