Seite:Glueckel 147.jpg

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mit Silber versehen. Dann sollte mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – an der Münze Anteil haben und an allen Juwelen, die er kaufen oder verkaufen würde.

Es ist ein mächtiger Ort gewesen und es hat vielleicht seit hundert Jahren und mehr kein Jude dort gewohnt. Aber es sind oft gar viele Juden hingereist, welche gar billige Kaufgelegenheit an Perlen und anderen Edelsteinen bekommen haben. Es sind auch viele Edelsteine verkauft worden, und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat auch seine Rechnung gemacht, daß an den Dritteln, die in Stettin geschlagen werden, hübscher Verdienst ist. Und wenn man hunderttausend solcher Drittel gehabt hätte, hätte man sie gut für neue Lüneburger und Braunschweiger Drittel verwechseln können.

Also hat ihm mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – geschrieben, wenn er sich ehrlich und redlich halten wollte, so wollte mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – mit ihm Gemeinschaft machen.

Ehe er nach Stettin zu wohnen gekommen ist, hatte er einige Jahre in Berlin gewohnt und ist dort viel Geld schuldig geblieben, was wir aber leider nicht gewußt haben.

Wir haben wohl gewußt, daß er kein reicher Mann ist, doch haben wir nur gesehen, daß er in einer so mächtigen Stadt seinen Aufenthalt hat und daß er gar gute Schutzbriefe hat, und das ganze Land war für ihn offen, so daß er und seiner zehn noch hätten zu gutem Ziel kommen können. Aber wir sind nur durch unseren großen Schaden zu Befund gekommen, wie weiter folgen wird.

Mein Sohn Nathan war damals ein junger Mann von etwa fünfzehn Jahren, den wir nach Stettin geschickt haben, um ein wenig mit zuzusehen. Also haben wir angefangen, große Partien Silber zu schicken und er hat sie auch bald nach der Münze geliefert und uns bald die stettinischen Drittel geschickt, welche wir auch in einer Börsezeit gleich verkaufen konnten. Es ist auch hübscher Verdienst daran gewesen, zeitweise zwei am Hundert und auch mehr oder

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)