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beliebt, wovon wir unverständige Menschen nicht reden können, und müssen dem guten Schöpfer für alles danken.

Wie nun mein Sohn Nathan ein Bräutigam gewesen ist, haben wir ihn heimkommen lassen, damit er seiner Braut ein Geschenk gibt, welches auch mit einer prinzipalisch vornehmen Mahlzeit geschehen ist, und der Anfang war, Gott sei Dank, von allen Seiten in großer Freude. Vierzehn Tage danach ist mein Sohn, der Bräutigam, wieder nach Stettin gezogen.

Wir haben als weiter Geschäfte gemacht mit Reb Moses Helmstaedt. Aber er ist falsch gewesen, und das falsche Herz kann es nicht erwarten, wenn sie Geld haben, ob es ihnen gehören mag oder nicht, wenn sie nur Meister darüber sind. So sie es in Händen haben, schreiben sie es sich schon als ihr eigenes zu, wie wir, Gott erbarme sich, haben erfahren müssen.

Sein erstes Unglück hat davon angefangen, daß er dem Kommissarius oder Kassierer hat wollen einen Irrtum unterschieben in der Höhe von tausend Reichstalern. Und zwar so, als wenn sich der Kassier geirrt hätte, was er zwar nicht gestehen wollte, und behaupten wollte, daß er recht hat. Er hat angefangen, mit dem Kassier bei dem Tribunal von Stettin zu rechten, was viel Geld gekostet hat. Danach ist er ein aufgeblasener, dicker, ausgestopfter, hochmütiger Bösewicht gewesen und hat stets zehn- bis zwölftausend Reichstaler Banco unter Händen gehabt.

Doch hat er sich keine Rechenschaft gegeben, daß selbiges Geld nicht sein ist, und daß er es demjenigen wieder zustellen muß, der es ihm kreditiert hat, wie es einem ehrlichen Mann zu bedenken gehört.

Aber seine Gedanken müssen nicht weiter gegangen sein, als daß er so viel Geld vor sich gesehen hat. Also will er sich damit lustig machen, weil er es hat. Er hat sich eine vornehme Kalesche mit zwei der besten Pferde, so in Stettin zu bekommen gewesen, zugelegt und hat zwei, drei Diener und Dienerinnen gehabt und hat wie ein Fürst gelebt, und doch ist sein Verdienst nicht sehr groß gewesen.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)