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Und besonders, wie ich schon geschrieben, hat er vorher, ehe er nach Stettin gekommen ist, in Berlin gewohnt und hat wegen Schulden und Uneinigkeit von dort wegziehen müssen. Aber der aufgeblasene Narr, da er des guten Reb Chajim Hameln sein Geld in der Hand gehabt, hat er sich nicht länger enthalten können und hat vielleicht gedacht: »Ich muß meinen Feinden in Berlin zeigen, was ich für ein Mann geworden bin.«

Und er hat sich seine Kalesche mit vier Pferden genommen und zwei- bis dreitausend Reichstaler in Drittels mitgenommen. Zum Schein hat er an uns geschrieben, er wollte in Berlin Drittels gegen Dukaten auswechseln und uns von Berlin die Dukaten mit der Post schicken. Solches geschieht nun gar häufig, denn es differiert um ein Prozent, daß er besser täte, in Dukaten zu schicken. Zudem wären die Kosten auf der Post bei weitem nicht so groß als mit Drittels. Das wäre alles gut und wohl zu tun gewesen. Aber als mein guter Reb Moses Helmstaedt nach Berlin gekommen ist, hat er angefangen mit seinem Geld zu klappern, denn Natur und Geld lassen sich nicht verbergen. Dieses sind seine Kreditoren, Juden und Nichtjuden, gewahr worden und haben meinen guten Reb Moses in Arrest nehmen lassen.

Kurz, was soll ich mich aufhalten, er hat nicht aus Berlin fort gekonnt. Es hat ihn achtzehnhundert Reichstaler Geld gekostet. Damit ist dem guten Chajim Hameln sein Geld hinweggegangen. Er ist wieder nach Stettin gereist, hat aber an Reb Chajim Hameln keine Dukaten noch Drittels geschickt. Damals hat er mehr als zwölftausend Reichstaler Banco von uns gehabt. Endlich haben wir für zweitausend Reichstaler Drittels wieder gekriegt, und Reb Moses hat als geschrieben, man soll Silber schicken, sonst muß die Münze ledig stehen.

Mein Sohn Nathan, wenn er auch gesehen hat, daß ihm die Sache nicht ansteht, hat doch nichts schreiben dürfen, denn all seine Briefe sind aufgebrochen worden. Endlich hat er uns doch mit Kaufleuten entbieten lassen, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet –

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)