Seite:Glueckel 158.jpg

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Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – und mein Schwager Reb Josef haben nichts zu erben begehrt, obwohl sie ein jeder vertragsmäßig auf die Hälfte des Erbteiles eines Sohnes Anspruch gehabt haben. Doch haben sie gar nicht begehrt, sich danach umzusehen, und alles für meine Mutter und ihre Waisen stehen lassen. Und mein Mann und mein Schwager Reb Josef haben meinen Bruder Reb Wolf, ein Jahr, nachdem mein Vater – das Andenken des Gerechten gesegnet – gestorben war, verlobt mit der Tochter des Jakob Lichtenstadt. Er ist als ein gar braver, wackerer Mann bekannt gewesen. Er war bis zu seinem Tod Landesvorsteher und ist ein sehr reicher Mann gewesen. Aber endlich hat er Streitigkeiten gehabt mit seinem Stiefsohn Reb Abraham Lichtenstadt, so daß er am Ende seiner Tage in seinen Vermögensverhältnissen zurückgegangen ist. Mein Schwager Reb Josef ist mit meinem Bruder Reb Wolf zu dem Verlobungsmahl gezogen, und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist mit ihm die andere Leipziger Messe auf seine Hochzeit gezogen mit Isachar, welcher damals Diener bei uns gewesen ist. Und mein Schwager Reb Josef und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – sind als auf ihre eigenen Unkosten gereist und haben meiner Mutter keinen Heller Kosten angerechnet. Als mein Schwager Reb Josef mit dem Bräutigam von dem Verlobungsmahl zurückgekommen ist, hat er Wunder erzählt, wie vornehm alle Dinge gewesen sind und wie herrlich alles hergegangen ist; denn damals ist Reb Jakob Lichtenstadt – er ruhe in Frieden – noch auf seiner Höhe gewesen.

Nun ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – mit dem Bräutigam auf die Hochzeit gezogen, welche auch in allen Ehren vor sich gegangen ist.

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist wieder heimgereist und mein Bruder mit seiner Frau ist noch einige Zeit dort verblieben.

Als mein Vater – das Andenken des Gerechten gesegnet – verstorben war, hat er das Seinige alles in Juwelen stecken gehabt, und es haben sich mein Mann – das Andenken

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)