Seite:Glueckel 174.jpg

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er hat auch meinen Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – zu sich in das Ewige genommen in alle Vergnüglichkeit, und uns in der vergänglichen mühseligen Welt gelassen. Und ist der Schöpfer zu bitten, daß unser Ende nach seinem Willen und Wohlgefallen sein soll und wenn es dem Höchsten dann beliebt und wohlgefällig ist, uns in das Paradies zu bringen. Amen.

Nachdem mein Mann, wie ihr gehört, wieder von Hannover gekommen ist und der Nachlaß von seinem Vater – das Andenken des Gerechten gesegnet – geteilt war, ist es ungefähr zwölf Wochen nach dem Tode seines Vaters gewesen.

So bin ich schwanger gewesen mit meinem Sohn Reb Josef. Die ganze Zeit, da ich getragen habe, hat mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – immer gehofft, daß ich einen Sohn haben werde, damit er seines Vaters Namen wieder bekommt, was auch, Gott sei Dank, geschehen ist.

Und ich will meinen lieben Kindern hierbei ein Exempel schreiben, das Wahrheit ist. Falls junge Weiber schwanger sind, und sie sehen etwas von Früchten oder sonst etwas, sei es was es sei, was sie sehen, was Essensspeise ist und sie darauf nur irgend einen Gedanken haben, dann sollen sie nicht davongehen. Sie sollen davon essen und nicht ihren dummen Köpfen folgen wollen und sagen: »ei, es wird ihr nichts schaden«. Es kann – Gott behüte – Lebensgefahr darauf stehn. Außerdem kann – Gott behüte – das Kind im Mutterleib auch entstellt werden, gleichwie ich es an mir selbst gefunden habe.

Ich habe all mein Lebtag über die Weiber gespottet und gelacht, wenn ich gehört habe, daß eine Frau nach etwas gelüstet hat und es hätte Schaden getan. Ich hab ganz keinen Glauben daran haben wollen. Im Gegenteil, oft und oft, wenn ich schwanger war und ich bin über den Markt gegangen und habe alle schönen Früchte gesehen, habe ich sehr wohl gemarktet, und wenn sie mir zu teuer

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)