Seite:Glueckel 209.jpg

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Nun sind aber die zwei Päckchen mit Waren, welche mein Sohn Reb Löb von Reb Isaak und Reb Simon in Leipzig gekauft hatte, noch zugepackt in seinem Gewölb gestanden. Also hab ich zu meinem Sohn gesagt: »Diese zwei Päckchen Ware schick an diese beiden Leute. Ich will schon machen, daß sie die Waren nehmen sollen, wenn es mich auch Geld aus meiner Tasche kosten sollte. Nun, hab ich das Meinige,« hab ich zu meinem Sohn gesagt, »woher kriegen nun mein Sohn Nathan und mein Sohn Mordechai das Ihrige?« Da hatte er Wechsel gekriegt und polnische Membranen über zwölftausend Reichstaler und er hat sie meinem Sohn Reb Mordechai gegeben, davon sollte er bezahlt werden.

Nun, wir sind zusammen heim gegangen. Wir waren den ganzen Tag in seinem Gewölb gewesen. Das Nachtessen hat mir nicht wohl geschmeckt, wie zu denken ist. Am nächsten Tag frühmorgens kommt mein Sohn Reb Löb zu mir in meine Kammer und sagt, sein Schwiegervater Reb Hirsch hätte mit ihm geredet, er wollte die Waren nicht aus Berlin lassen, nachdem mein Sohn Reb Löb seinem Sohn Reb Model viertausend Reichstaler schuldig wäre, die sollte ich ihm bezahlen, dann könnte ich die Waren hinschicken, wohin ich wollte. Solches hat mir mein Sohn Reb Löb mit schreienden Augen gesagt. Nun, was für eine Bestürzung und Todesangst ist auf mir gewesen! Ich habe nicht aus dem Bett aufstehen können und so lange ich in dem unglücklichen Berlin gewesen bin, hab ich nicht können aus meinem Bett aufstehn.

Also hab ich nach meinem Gevatter Reb Hirsch geschickt und ihm gesagt, was er mir da tut, ob er mich und mein Kind auf einmal schlachten wollte?

Aber was sollt ich viel schreiben, zehn Bogen langten alle nicht aus! Ich habe Reb Hirsch müssen einen Wechsel geben, daß ich binnen vierzehn Tagen Ziel in Hamburg fünfundzwanzighundert Reichstaler Geld zahlen wollte. Und mein Gevatter Reb Hirsch hat dabei gesagt: »Ich hoff nicht, daß einer irgendwie zu kurz kommen soll, denn er behält

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)